SLLV: Bildung gibt es nicht zum Nulltarif
SLLV Pressemitteilung vom 19. Juni 2024
SLLV: Bildung gibt es nicht zum Nulltarif
Der vorgestern veröffentlichte Nationale Bildungsbericht (NB) 2024 zeigt Haupttrends des Bildungssystems auf, die Lisa Brausch, Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes, kommentiert.
NB: Die Ausgaben für Bildung steigen zwar, sind aber nicht bedarfsdeckend.
Lisa Brausch: „Dass Bildung kostet ist hinreichend bekannt, Bildung zum Nulltarif gibt es nicht. Es kostet die Gesellschaft jedoch viel mehr, wenn es nicht gelingt, junge Menschen auf Ausbildung oder Studium vorzubereiten und sie mit dem notwendigen Rüstzeug und einer realistischen Vorstellung eines Berufs aus der Schule zu entlassen. Bildungsgerechtigkeit und Bildungschancen dürfen nicht am Geld scheitern. Jede Investition in Schule ist eine Investition in ein funktionierendes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Wir wissen, dass sich die Vorstellung, was Schule zu leisten hat, geändert hat. Vor allem in den letzten Jahren sind vielfältige Aufgaben im Bereich der Vermittlung von Grundkenntnissen mit Blick auf die gestiegenen individuellen Differenzierungsbedarfe sowie auch im erzieherisch-sozialen Bereich dazugekommen – deshalb müssen Lehrkräfte dafür entsprechend ausgestattet werden und personelle Unterstützung sowie Entlastung erfahren.“
NB: Der Fachkräftemangel bleibt ein anhaltend großes Problem.
Lisa Brausch: „Wo in personeller Unterbesetzung gearbeitet werden muss, kann weder entsprechend Förderung gelingen noch ein Lernklima entstehen, das es für besten Bildungserfolg der jungen Generation braucht. Wir wissen, dass die Lehrkräfte in Deutschland ihren Beruf lieben und sich deshalb über ein gesundes Maß hinaus engagieren. Sie können aber auf Dauer weder fehlende Stellen ausgleichen noch die immer weiter steigenden Anforderungen erfüllen. Politik muss deshalb als einen Kernfaktor für schulischen Erfolg nicht nur die Kompetenzen und Abschlüsse der Schülerinnen und Schüler im Blick haben, sondern auch die Gesundheit aller an Schule Beteiligten. Wir brauchen mehr Lehrkräfte an den Schulen, um die gestiegenen Anforderungen erfüllen zu können. Besonders in den Förderschulen im Land kann der bedarf schon lange nicht mehr mit ausgebildeten Lehrkräften gedeckt werden, aber auch in den anderen Schulformen wird die Lage zunehmend angespannt. So unterrichten in den Grundschulen mittlerweile viele Lehramtsstudenten, die zumeist erst einen Bachelorabschluss abgelegt haben, im strukturellen Einsatz.
In den Gemeinschaftsschulen braucht man jede Kraft, vor allem die Fächer im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich sind mittlerweile sogenannte Mangelfächer.
Wir fordern deshalb den Ausbau der Studienplätze an der UdS für das Lehramt an Grundschulen sowie die Einrichtung eines Studienganges Förderschullehramt.
Um in den Grundschulen nicht die dringend benötigten Lehrkräfte an anderen Bundesländer zu verlieren, muss umgehend die A13 auch für alle Grundschullehrkräfte im Sinne der Gleichwertigkeit der Lehrämter eingeführt werden.
NB: Der Um- und Ausbau des Bildungssystems erfolgt eher reaktiv als proaktiv
Lisa Brausch: „Schule ist an vielen Stellen geprägt von Provisorien. Doch es ist längst Zeit, der Realität ins Auge zu blicken. Wir werden weiterhin Menschen aus anderen Ländern in Deutschland aufnehmen. Wir müssen daran festhalten, dass Kindern im schulpflichtigen Alter ein Bildungsversprechen eingelöst werden kann. So zu tun, als wären bestimmte Situationen in wenigen Monaten anders und führten deshalb nur kurzfristig zu mehr Kindern in der Klasse, ist realitätsvergessen. Wir brauchen langfristige Strategien, wie wir mit gesellschaftlichen Veränderungen an Schule umgehen wollen. Das geht nur über entsprechende Ressourcen. Es scheint, als hänge Schule der Bildungs- und Gesellschaftswirklichkeit immer mehrere Schritte hinterher. Krisen kann man nicht vorhersehen, aber mit der entsprechenden personellen Ausstattung wäre es möglich, diese deutlich besser und effektiver in den Schulen aufzufangen. Schulen sind der Spiegel unserer Gesellschaft, sind müssen weiterhin für alle ein Ort des Lehrens und Lernens bleiben.
Zur Veröffentlichung des nationalen Bildungsberichtes unser stellvertretender Landesvorsitzender Dominik Schwer im Interview des Aktuellen Bericht vom 18. Juni 2024 (Bericht von 0:41 bis 3:45): https://www.ardmediathek.de/video/aktueller-bericht/aktueller-bericht-18-06-2024/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQl8xNDE2MzQ
Pressemitteilung im PDF-Format: 08_24 Stellungnahme des SLLV zum Nationalen Bildungsbericht