LuSh – Ausgabe – 09-10/23
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich schrieb dieses Vorwort Anfang August und wir alle befanden uns mehr oder weniger in den Sommerferien. Gleichwohl waren die Voraussetzungen recht unterschiedlich. Einige Kolleginnen und Kollegen starteten unbeschwert in den Urlaub, andere mussten sich erst einmal sammeln und Kraft schöpfen, weil die letzten Schulwochen wieder sehr kräftezehrend waren. Schon in den letzten Wochen des alten Schuljahres wandten sich viele Kolleginnen und Kollegen an ihren SLLV mit den immer wiederkehrenden Fragen: Haben Sie schon gehört, ob ich versetzt werde? Kann ich an meiner Schule bleiben?
Antworten auf diese Fragen gab es wohl noch nie so spät! Freud und Leid lagen bei den Verabschiedungen durch die Kollegien nah beieinander. Unbeschwertheit bei denen, die sich glücklich schätzen durften und eine Planstelle bekamen. Frust bei vielen, die wieder einmal um den Einsatz an ihrer Schule bangen mussten, und die Frage, ob ihre befristete Stelle verlängert wird. Das Bildungsministerium weist einerseits darauf hin, dass die betroffenen Kolleginnen und Kollegen sich finanziell keine Sorgen machen müssen, weil sie die Ferien mitbezahlt bekommen, andererseits braucht es nicht nur finanzielle Planungssicherheit. Gerade auch junge Kolleginnen und Kollegen mit Kindern brauchen zeitlichen Vorlauf, um Betreuung regeln zu können: ihr Kind wird eingeschult, sie selbst an einer neuen Schule eingesetzt. Wie lässt es sich ermöglichen, dass sie an der Einschulung des eigenen Kindes teilnehmen, ohne direkt an der neuen Schule zu fehlen beziehungsweise vertreten werden zu müssen? Dies ist nur ein Beispiel, das ausdrückt, wie oft es auf das Wohlwollen von Schulleitung und Kollegien ankommt. Es gibt keinen Pool, keine Lehrerfeuerwehr an unseren Schulen mehr, die kurzfristig etwas abpuffern kann. Habe ich hier einen vergleichsweise punktuellen Ausfall geschildert, so ist die Situation im Hinblick auf Herbst und Winter und die damit verbundenen Ausfälle durch Erkältungskrankheiten schon gravierender. Hinzu kommen unvorhersehbare langfristige Erkrankungen einiger Kolleginnen und Kollegen, die nur durch Mehrbelastung innerhalb der Kollegien hoffentlich halbwegs kompensiert werden können.
Es gibt so viel Augenwischerei: Da wird zum Beispiel von den 180 neuen Lehrerstellen geredet, die die Öffentlichkeit erst einmal einfach nur als Zahl beeindrucken, aber die Förderschulen erhalten überhaupt keine neuen Lehrkräfte, das Gros geht an die Grundschulen, gefolgt von den Gemeinschaftsschulen. Die Zahl wird aber nicht mit der der Pensionierungen verglichen, es wird nicht gesagt, dass ein Großteil dieser Lehrkräfte jetzt lediglich von einer befristeten Stelle auf eine unbefristete Stelle wechselt. Das heißt, der wirkliche Aufwuchs ist viel kleiner, als er dargestellt wird. Wie frustrierend ist es für die Kolleginnen und Kollegen, die sich immer noch von Befristung zu Befristung hangeln! Sie hören Bemerkungen aus ihrem Umfeld wie: „Was machst du denn falsch? Ich lese doch in der Zeitung, dass dringend Lehrer gesucht werden, warum hast du denn immer noch keine Festanstellung?“
Es kann nicht sein, dass der SLLV sich immer wieder anhören muss, dass wir zu viele Stellen fordern, für die das Geld nicht da ist.
Geld für Bildung ist immer gut investiertes Geld!
Mit kollegialen Grüßen
Elke Boudier
Stellvertretende Landesvorsitzende
© Karin Klein