Vorwort von Lisa Brausch in der neuen Juni-Ausgabe von „Lehrer und Schule heute“
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich schreibe dieses Vorwort eine Woche vor dem von der Landesregierung geplanten Wiedereinstieg in den vollen Präsenzunterricht nach den Pfingstferien. Wenn Sie es lesen, befinden wir uns bereits zwei Wochen im Experiment „Vollpräsenz in allen Schulformen unter Coronabedingungen“. So sehr es nachvollziehbar erscheint, dass man die letzten Schulwochen für eine gewisse Normalität nutzen möchte, so steht fest, dass ein hohes Risiko nicht geleugnet werden kann. Die Inzidenzen im Bereich der Kinder und Jugendlichen liegen weitaus höher als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die Abstandsregeln, die für alle anderen Lebensbereiche gelten, können nicht eingehalten werden, wenn alle Schüler*innen gleichzeitig unterrichtet werden. Des Weiteren ergeben sich einige Fragestellungen, auf die wir bis jetzt keine Antwort kennen. Wie sollen in vollen Klassen die Tests durchgeführt werden, bei denen das Abnehmen der Maske unabdingbar ist? Wie sollen in der Grundschule bei den ohnehin schon begrenzten Möglichkeiten des medizinischen Personals alle Kinder getestet werden?
Wie kann der Schülertransport bei vollen Bussen möglichst sicher gewährleistet werden? Was ist mit den Testverweigerern, wie sollen sie beschult werden, wenn sich alle Anderen im Präsenzunterricht befinden? Werden die Inzidenzzahlen durch die geplanten Öffnungen in verschiedenen Bereichen wieder über den Wert 100 ansteigen und damit eine Rückkehr in den Wechselunterricht erforderlich machen? Dies sind nur einige der ungeklärten Fragen. Fest steht, das Risiko ist hoch! Vor allem in den weiterführenden Schulen, in denen Lehrkräften die Aufnahme in die Impfpriorisierungsgruppe II verweigert wurde, besitzen viele noch nicht den vollen Impfschutz.
All diese Fragen und Punkte haben wir der Ministerin mitgeteilt und auch öffentlich kundgetan. Wir stehen mit unserer Skepsis nicht alleine da. Auch Schüler*innen- und Elternvertretungen haben ihre Bedenken zum Ausdruck gebracht. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Experiment möglichst geringen gesundheitlichen Schaden anrichtet!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, für diesen schwierigen Endspurt in einem Schuljahr, das wir sicher alle nicht vergessen werden, wünsche ich Ihnen ganz viel Kraft und vor allem Gesundheit. Und für die wohl verdienten Sommerferien erhoffe ich für Sie eine entspannte Zeit, viel Erholung und Abstand sowie wohltuende Momente.
Ihre Landesvorsitzende
Lisa Brausch