Vorwort von Lisa Brausch in der neuen Ausgabe von „Lehrer und Schule heute“ (Juli und August)
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wenn Sie dieses Vorwort lesen, befinden Sie sich nach den arbeitsmäßig und emotional belastenden letzten Monaten hoffentlich in erholsamen Ferien. Geschrieben wurde es eine Woche vor Schuljahresende. Die Kultusministerkonferenz hat angekündigt, dass es für das kommende Schuljahr an den Schulen wieder Regelbetrieb geben soll. Ich selbst benutze lieber den Begriff „normalisierter Unterrichtsbetrieb“, denn von dem, was wir vor Beginn der Coronapandemie als normal gekannt haben, werden wir noch weit entfernt sein. Auch weiterhin wird es Hygienevorschriften geben, auch weiterhin wird das aktuelle Infektionsgeschehen alle Entscheidungen domi-nieren. Geplant ist nun, dass das Abstandsgebot im Klassenraum und die Verpflichtung des Tragens eines Mund-Nasen-Schutzes im Schulgebäude aufgehoben werden. Kurz davor hat Kanzlerin Merkel klargestellt, dass genau diese beiden Maßnahmen uns in der Öffentlichkeit noch länger begleiten werden, weil sie sich als effektive Schutzmaßnahmen bewährt haben. Es stellt sich mir in diesem Zusammenhang die Frage, ob man Schule anders behandeln kann und darf als alle anderen öffentlichen Räume. Auf jeden Fall halte ich es für einen gewagten Versuch, auch wenn ich die Notwendigkeit, allen Schülerinnen und Schülern Unterricht in Präsenz anzubieten, durch den öffentlichen Druck und die gesamtgesellschaftliche Entwicklung, anerkenne. In einem Schreiben an die Lehrkräfte hat die Bildungsministerin versichert, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Übergang zum Regelbetrieb durch ein wirksames System des Gesundheits- und Arbeitsschutzes abgesichert werden wird. Für uns als Lehrerverband steht neben den pädagogi-schen Aspekten, die wir nie aus den Augen verlieren, vor allem das Wohl unserer Lehrerinnen und Lehrer im Vordergrund. Diese blicken mit Sorge auf den Beginn des neuen Schuljahres. Dies haben wir der Ministerin auch mitgeteilt. Wir erwarten, dass allen Lehrkräften, die es benötigen oder auch nur wünschen, Schutzausrüstung zur Verfügung gestellt wird. Hierzu gehört auch die unkomplizierte Möglichkeit der Testung. Die Schulleitungen müssen konkrete Rahmenanforderungen erhalten, an denen sie sich orientieren können. Diese müssen rechtzeitig bekannt sein und klar kommuniziert werden. Besonders wichtig ist uns aber auch, dass genügend Personal zur Verfügung gestellt wird. In diesem Zusammenhang ist es begrüßenswert, dass die Landesregierung beschlossen hat, mehr Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen durch Schaffung von weiteren Stellen und Erhalt derjenigen, die ei-gentlich wegfallen sollten. Dies war schon lange vor Corona eine immer wieder formulierte Forderung des SLLV. Ob der Umfang ausreicht, wird der Herbst mit der zu erwartenden Erkältungswelle zeigen. Es kann und darf nicht sein, dass Lehrerinnen und Lehrer weiterhin einen Schulmorgen ohne eigene Pause erleben, weil sich in diesem Zeitraum die Gruppen nicht mischen dürfen. Das, was sie in den letzten Monaten geleistet haben, kann man gar nicht hoch genug anrechnen, es ist aber auf Dauer gesundheitlich gefährlich. Es müssen dringend auch die weiteren Unterstützungssysteme ausgebaut werden, damit Lehrkräfte ihrem eigentlichen Auftrag, dem Unterrichten, nachkommen können. Der Ausbau der Schulsozialarbeit ist in diesem Zusam-menhang ein richtiger und von uns lange schon geforder-ter Schritt.Als besonders wichtig erachte ich, dass sofort in andere Modelle des Unterrichtens ausgewichen wird, sollte es zu Infektionen kommen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, vieles ist noch unklar, beispielsweise Aspekte zukünftiger digitaler Rahmenbedingungen. Zahlreiche Aspekte könnte ich an dieser Stelle noch beleuchten. Dies würde den Rahmen dieses Vorwortes sprengen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass das Team des SLLV sich weiterhin in bekannt deutlicher Manier für die uns anvertrauten Lehrkräfte einsetzen wird, in den Sommerferien und darüber hinaus.
Ich wünsche Ihnen von Herzen gute Erholung. Bleiben Sie gesund!
Ihre Lisa Brausch