Vorwort in der neuen SLLV-Zeitschrift „Lehrer und Schule heute“ von Michaela Günther
Pädagogische Fachkräfte – die vergessene Berufsgruppe
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte gerne einmal eine Berufsgruppe in den Fokus nehmen, die oftmals vergessen wird, wenn von „Lehrkräften“ gesprochen wird, und zwar die Pädagogischen Fachkräfte. Einige von Ihnen wissen wahrscheinlich gar nicht, was sich hinter dieser Bezeichnung verbirgt, was nicht verwunderlich ist, da Pädagogische Fachkräfte vorwiegend in Förderschulen arbeiten.
Pädagogische Fachkräfte sind Lehrkräfte im tarifrechtlichen Sinne. Die meisten der Pädagogischen Fachkräfte sind Erzieherinnen. Es gibt aber auch einige mit einer therapeutischen, pflegerischen oder handwerklichen Qualifikation. Viele von den Pädagogischen Fachkräften im saarländischen Schuldienst haben eine sonderpädagogische Zusatzausbildung. In den Förderschulen übernehmen sie hauptsächlich unterrichtliche Tätigkeiten.
Im SLLV haben wir unter unseren Mitgliedern eine Reihe von Pädagogischen Fachkräften, weshalb es für uns wichtig ist, uns für sie einzusetzen. In den Gesprächen, die wir Ende letzten Jahres mit der Ministerin Christine Streichert-Clivot geführt haben, bildeten die Anliegen der Pädagogischen Fachkräfte einen der Themenschwerpunkte. Es wurde versucht, der Ministerin zu vermitteln, dass sich diese Berufsgruppe oftmals nicht wertgeschätzt fühlt, was angesichts dessen, dass sie in der Schulpolitik praktisch gar nicht vorkommen, verständlich ist. Dabei leisten Erzieherinnen in den Förderschulen Enormes! Die Förderschulen geistige Entwicklung würden ohne sie gar nicht existieren können, denn dort übernehmen sie in der Regel die Funktion der Klassenleitung mit allen damit verbundenen Aufgaben wie dem Schreiben von Zeugnissen, dem Verfassen von Förderplänen, der Elternarbeit und natürlich dem Unterrichten der Schüler. Förderschullehrerinnen und -lehrer gibt es dort nur sehr wenige. Die Belastungen für die Lehrkräfte haben sich wie überall auch an den Förderschulen geistige Entwicklung dadurch verstärkt, dass die Schülerschaft sich verändert hat. Schwieriges Verhalten stellt die Pädagogischen Fachkräfte vor große Herausforderungen bis hin zur Grenze der Belastbarkeit.
Es ist dringend notwendig, dass die Anliegen dieser Lehrkräfte mehr in den Blick und ernst genommen werden. So müssen diejenigen, die eine Klassenleiterfunktion haben, eine Entlastung von mindestens einer Wochenstunde erhalten. Notwendig sind auch passgenaue Fortbildungen für Erzieherinnen im Förderschulbereich. Bei der Ministerin haben wir uns wieder einmal dafür eingesetzt, dass Pädagogische Fachkräfte Aufstiegsmöglichkeiten erhalten. Wenn es um die – bisher leider immer noch nicht klar konzipierten, geschweige denn umgesetzten – multiprofessionellen Teams geht, werden die Pädagogischen Fachkräfte meistens nicht genannt. Dabei könnten gerade Erzieherinnen eine wertvolle Arbeit in den Regelschulen leisten. In RheinlandPfalz kann man sehen, dass das gut funktioniert, denn dort werden Pädagogische Fachkräfte schon lange in Schwerpunktschulen eingesetzt. Gemeint ist nicht, dass Erzieherinnen nur einzelne Schüler mit Förderbedarf unterstützen, sondern, dass sie Regelschullehrkräften zur Seite stehen sodass eine Doppelbesetzung entsteht. Hier muss der Stellenplan erweitert werden, damit Erzieherinnen auch im Bereich der Regelschulen eingestellt werden können.
Die Ministerin hatte ein offenes Ohr für diese Anliegen. Welche unserer Forderungen tatsächlich ernst genommen werden, bleibt abzuwarten. Wir vom SLLV werden uns jedenfalls weiterhin dafür einsetzen, dass Pädagogische Fachkräfte nicht vergessen werden.
Mit kollegialen Grüßen
Michaela Günther