Vorwort in der neuen Februar-Ausgabe der SLLV-Zeitschrift „Lehrer und Schule heute“ von Michaela Günther
Lehrkräftemangel an den Förderschulen – wir warten auf den Masterplan!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in der letzten Ausgabe „Lehrer und Schule heute“ hat unsere Kollegin Elke Boudier uns über die Gemeinschaftsschule informiert. Heute möchte ich den Fokus auf die Förderschule legen. Die Förderschule gibt es eigentlich nicht, weil sich die Förderschulen in insgesamt sieben verschiedene Schultypen unterteilen. Jeder Schultyp hat einen eigenen Förderschwerpunkt: Lernen, Sprache, soziale Entwicklung, geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung, Hören, Sehen. So unterschiedlich die einzelnen Schultypen sind, so verschieden sind ihre Schülerinnen und Schüler und so unterschiedlich sind die Aufgaben der Lehrkräfte. Was alle diese Schulen gemeinsam haben, ist ein erheblicher Lehrkräftemangel. Dieser kommt immer stärker zum Tragen, da es aus verschiedenen Gründen (u. a. Beendigung der inklusiven Beschulung, gesellschaftliche Entwicklungen, Zuzug von Migranten) einen großen Schülerzuwachs gibt. Die Zahl der Schülerinnenund Schüler hat sich in diesem Schuljahr so gesteigert, dass Förderschulen und damit ihre Lehrkräfte an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Der Mangel anausgebildeten
Förderschullehrkräften wird mittlerweile seit Jahrzehnten festgestellt und bemängelt und trotzdem werden, obwohl die sonderpädagogische Expertise mehrdenn je benötigt wird, keine Maßnahmen ergriffen, um den Fachkräftemangel zu beheben. Die Forderungen des SLLV sind: Eine Kampagne, mit der für das Lehramt Sonderpädagogik geworben wird. Viele Abiturienten kennen dieses Lehramt nicht oder haben aufgrund von zu wenigen Informationen Vorbehalte dagegen. Die Einrichtung eines Lehrstuhls Sonderpädagogik an der Universität des Saarlandes. Erweiterung der Ausbaukapazitäten im Studienseminar. Ein qualitativ hochwertiges Wechselprogramm für Kolleginnen und Kollegen mit anderen Lehrämtern.An den Förderschulen zeichnet sich eine negative Entwicklung ab, die schon seit Längerem an den Grundschulen besteht: Die Bewerbungen für Schulleitungsstellen gehen zurück. Die Funktionsstellen verlieren immer mehr an
Attraktivität, weil die Belastungen zunehmend bei einer gleichzeitig hohen Unterrichtsverpflichtung steigen. Auch hier muss sich dringend etwas ändern.
Viele Förderschulen könnten gar nicht bestehen, wenn sie nicht die Pädagogischen Fachkräfte hätten. In der Regel sind das Erzieherinnen. Insbesondere an den Förderschulen geistige Entwicklung müssen Pädagogische Fachkräfte Aufgaben wie Klassenleitung, Zeugnisse und Förderpläne schreiben etc. übernehmen, da nur wenige Förderschullehrerinnen und -lehrer dort eingesetzt werden. Hier zeigt sich weiterhin der Mangel an Sonderpädagogen, den Pädagogische Fachkräfte kompensieren. Dafür gebührt den Pädagogischen Fachkräften größter Respekt.
Unsere Forderung ist zum einen, dass an diesen Schulen mehr Förderschullehrerinnen und -lehrer eingesetzt werden, und zum anderen, dass Pädagogische Fachkräfte mit Klassenleiterfunktion eine Entlastung in Form von Stundenermäßigungen erhalten. Auch bei den Erzieherinnen und Erziehern zeichnet sich ein
Fachkräftemangel ab und es wird immer schwieriger, freie Stellen zu besetzen. In Bayern gibt es eine staatliche Ausbildung zur „Förderlehrerin“ bzw. zum „Förderlehrer“, die mit einem mittleren Bildungsabschluss absolviert werden kann. Ein solches Modell wäre auch für das Saarland eine sinnvolle Lösung, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken.
Wir haben mit unseren Wahlprüfsteinen die Parteien, die sich für den nächsten Landtag bewerben, gefragt, wie sie diese Probleme angehen wollen. Es liegen bereits Vorschläge von einzelnen Parteien auf dem Tisch. Die echten Antworten werden wir erst nach der Landtagswahl wissen und sehen, ob endlich von der Mangelverwaltung zur Problemlösung übergegangen wird. Noch eine Anmerkung zum Schluss: Selbstverständlich kann man den Förderschulbereich nicht ohne die Inklusion betrachten. Aufgrund der Komplexität des Themas soll sie zu einem anderen Zeitpunkt im Mittelpunkt stehen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Michaela Günther
stellvertretende Landesvorsitzende;
Referentin für Sonderpädagogik