Pressemitteilung vom 7. April 2025 zum Weltgesundheitstag

Pressemitteilung vom 7. April 2025 zum Weltgesundheitstag
Zum heutigen Weltgesundheitstag rückt der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) die Lehrkräftegesundheit erneut in den Fokus.
Psychisch + physisch gesunde Lehrkräfte = bessere Schule
„Ohne gesunde Lehrkräfte und pädagogisches Personal kann das Bildungsangebot weder quantitativ noch qualitativ angemessen gewährleistet werden“, folgert Lisa Brausch, Vorsitzende des SLLV. „Doch nicht nur der Mangel an Fachkräften beschäftigt uns, sondern auch der Umgang mit den im System befindlichen. Unter welchen Arbeitsbedingungen sie ihren Alltag bestreiten, wird nicht einheitlich erhoben. Die Bildungsberichterstattung fokussiert auf die Lernenden. Damit können aber auch nur bedingt Aussagen zu Entlastungspotenzialen getroffen werden.“
Daraus resultiert die Forderung des Verbandes:
Lehrkräftegesundheit in Gefahr – SLLV fordert Teilnahme an TALIS
- Wegen der hohen Belastung fallen immer mehr Lehrkräfte langfristig aus oder verlassen den Beruf frühzeitig – doch es gibt kaum belastbare Daten.
- TALIS (Teaching and Learning International Survey der OECD) könnte helfen, Ursachen zu identifizieren und gezielt gegenzusteuern. Doch Deutschland nimmt wegen eines KMK-Beschlusses von 2005 nicht teil.
- Saarländischer Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) fordert die Bildungsministerin auf, TALIS 2030 als Chance für bessere Arbeitsbedingungen zu nutzen.
„Während der Lernenden-Bereich durch vielfältige Erhebungen beleuchtet wird, fehlen Daten zur Gesundheit und zum Wohlbefinden von Lehrkräften“, kritisiert Lisa Brausch, Vorsitzende des SLLV. Schon seit der ersten Durchführung von TALIS (Teaching and Learning International Survey der OECD; gemeinhin auch als „Lehrkräfte-PISA“ betitelt) fordern wir gemeinsam mit unserem Dachverband, dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) deshalb eine Beteiligung Deutschlands hieran. Doch die Kultusministerkonferenz fasste 2005 den folgenreichen Beschluss, dies nicht zu tun. Lisa Brausch kommentiert: „Bis heute ist der Beschluss weder öffentlich einsehbar, noch gibt es eine einleuchtende Erklärung.
Aus diesem Grund ist der VBE jetzt einen Schritt weitergegangen:
Bundes- und jeweilige Landesvorsitzende haben gemeinsam die Kultusministerien der Länder angeschrieben. Ziel ist, dass die Frage einer Beteiligung erneut auf die Agenda in den Landesministerien kommt – und in der Bildungsministerkonferenz ein entsprechender Beschluss forciert wird. „Die Gelegenheit ist günstig: Für TALIS 2030 können sich Länder, die teilnehmen möchten, noch bis 2026 melden.“
Dass das notwendig ist, zeigen Daten, die der Verband in repräsentativen forsa-Schulleitungsbefragungen erheben ließ: So sahen im Herbst 2023 60 Prozent der Schulleitungen einen Anstieg langfristiger, krankheitsbedingter Ausfälle. Dies gilt sowohl für physische als auch psychische Erkrankungen. Diese Werte sind im Vergleich zu vorherigen Befragungen deutlich gestiegen.
Brausch kommentiert: „Der hohe Fachkräftemangel und der enorme Druck, der damit für Bestandslehrkräfte entsteht, hat Folgen. Doch welche das sind, und wie ihnen adäquat begegnet werden kann, muss eine Datenerhebung und -auswertung zeigen.“
In dem Brief, der der Bildungsministerin in diesen Tagen zugeht, legt der SLLV dar, weshalb eine Teilnahme an TALIS notwendig ist. Dabei wurden fünf Punkte fokussiert:
1. Gesundheit von Lehrkräften endlich systematisch erfassen
Wer gesunde Schulen will, braucht gesunde Lehrkräfte – und die richtigen Daten, um Arbeitsbedingungen gezielt zu verbessern. Wir brauchen die Erfassung des Status Quo, um darauf aufbauend Gegenmaßnahmen zu konzipieren und anzuwenden. Dabei sichert die Evidenzbasierung des Handelns langfristige Erfolge.
2. Internationale Best Practices nutzen und selbst Vorbild werden
Andere Länder haben längst erkannt, wie wichtig Lehrkräftegesundheit ist – und arbeiten mit TALIS-Daten an besseren Lösungen. Deutschland sollte von diesen Erkenntnissen profitieren und selbst mit erfolgreichen Maßnahmen Vorbild sein.
3. Bessere Arbeitsbedingungen für mehr Personal und gesenkte Kosten
Deutschland braucht dringend mehr Lehrkräfte – aber unter den aktuellen Bedingungen wird der Beruf zunehmend unattraktiv, während der akute Mangel weiter bestehen bleibt. Bessere Arbeitsbedingungen helfen, mehr Lehrkräfte zu gewinnen und im Beruf zu halten. Das ist nicht nur gut für die Schulen, sondern spart langfristig auch Kosten durch weniger Krankheitsausfälle und Frühverrentungen/-pensionierungen.
4. Wertschätzung zeigen
Die im System befindlichen Lehrkräfte haben Jahre hinter sich, die geprägt waren von Fachkräftemangel, steigenden Herausforderungen und immer mehr Verwaltungsaufgaben. Sie arbeiten unter enormen Druck. Gleichzeitig wird das Bildungssystem oft angegriffen und kritisiert. TALIS bietet auch die Möglichkeit, gerade denjenigen Wertschätzung entgegenzubringen, die in schwierigen Zeiten mit höchstem Engagement die Schulen am Laufen halten: die Lehrkräfte.
5. Mehr Motivation führt zu besseren Bildungsergebnissen
Nicht zuletzt zeigen Studien, dass Leistungen der Schülerinnen und Schüler bei motivierten Lehrkräften besser sind. TALIS könnte aufzeigen, welche Maßnahmen in anderen Ländern dazu beitragen, Lehrkräfte motiviert zu halten. Die Ergebnisse helfen mittlerweile allen am Bildungssystem Beteiligten.
Lisa Brausch fasst zusammen: „Die Frage ist nicht, ob sich Deutschland TALIS leisten kann, sondern, ob wir es uns leisten können, weiter darauf zu verzichten. Es ist höchste Zeit, Lehrkräftegesundheit endlich ernst zu nehmen!“
Die Pressemitteilung im PDF-Format: 03_25 Lehrkräftegesundheit in Gefahr – SLLV fordert Teilnahme an TALIS