Pressemitteilung vom 02.11.25: Schule allein reicht nicht: Gesellschaftliche Verantwortung für mentale Gesundheit
Pressemitteilung vom 02.11.25:
Schule allein reicht nicht: Gesellschaftliche Verantwortung für mentale Gesundheit
Die aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland weisen psychische Auffälligkeiten auf – rund ein Fünftel, mit steigender Tendenz. „Das mentale Wohlbefinden von Schüler:innen ist eine zentrale Bedingung für erfolgreiche Lernprozesse. Nur wenn die emotionalen Bedürfnisse von Schüler:innen berücksichtigt werden, kann schulisches Lernen nachhaltig erfolgen“, betont Britta Magenreuter, stellvertretende Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (SLLV).
Mentale Gesundheit und gelingende Beziehungsarbeit sind längst zentrale Themen des schulischen Alltags. Dennoch darf dieser Fokus – bei aller berechtigten Aufmerksamkeit – nicht den Kernauftrag von Schule verdrängen: den fachlichen Unterricht. Sozial- emotionale Kompetenzen, der Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes oder auch Lern- und Verhaltensstrategien bleiben wichtige Begleitdimensionen, sie ersetzen aber nicht den Bildungsauftrag im engeren Sinne.
„Die Qualität des Fachunterrichts darf nicht durch Aufgaben verdrängt werden, für die Lehrkräfte weder qualifiziert noch ausreichend zeitlich ausgestattet sind“, erklärt Magenreuter. „Insbesondere an weiterführenden Schulen erschwert der Wegfall des Klassenlehrkraftprinzips eine kontinuierliche Beziehungsarbeit. Da Lehrkräfte ihre Schüler:innen häufig nur punktuell im Unterricht erleben, fehlt es an Zeit und Gelegenheit, sie angemessen zu begleiten und zu unterstützen.“
Auch die Grenzen der Zuständigkeit müssen klar benannt werden: Lehrkräfte verfügen in der Regel nicht über die fachliche Qualifikation, um bei gravierenden psychischen Auffälligkeiten oder Krisensituationen professionell zu intervenieren. „Manche Aufgaben sind schlichtweg nicht leistbar und übersteigen die fachliche Zuständigkeit von Lehrkräften“, resümiert Magenreuter. „Bestimmte Situationen erfordern professionelle therapeutische Unterstützung. Zugleich tragen auch Eltern eine wesentliche Verantwortung – etwa im Umgang ihrer Kinder mit Medien und Nachrichten –, um deren psychische Stabilität zu sichern.“
Aufgrund dieser Erkenntnisse ergeben sich für den SLLV folgende Forderungen:
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Multiprofessionelle Teams: Der SLLV fordert seit langem die flächendeckende Implementierung von multiprofessionellen Teams. Schulgesundheitsfachkräfte, wie vom VBE gefordert, sind hierbei ein essenzieller Baustein.
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Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe: Der SLLV betont, dass Schule allein die psychische Gesundheit von Schüler:innen nicht sichern kann. „Unser Beitrag ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn andere gesellschaftliche Systeme nicht mitwirken“, so Magenreuter.
Abschließend unterstreicht Magenreuter: „Auch die psychische Gesundheit der Lehrkräfte muss konsequent mitgedacht werden. Nur wer emotional stabil und mental belastbar bleibt, kann seiner pädagogischen und sozialen Verantwortung professionell gerecht werden. Daher gilt es, sorgfältig abzuwägen, welche zusätzlichen Aufgaben Lehrkräften noch übertragen werden können.“
Die Pressemitteilung im PDF-Format: 2025-11-02 Schule allein reicht nicht- Gesellschaftliche Verantwortung für mentale Gesundheit
