Pressemitteilung des SLLV vom 26. Juni 2025: Prüfungsformate im Wandel – sinnvolle Idee, schwieriger Start

Pressemitteilung vom 26. Juni 2025:
Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) begrüßt die pädagogische
Zielsetzung der neuen Prüfungsordnung zum Hauptschulabschluss und Mittleren Bildungsabschluss. Kompetenzen sollen künftig differenzierter und praxisnäher geprüft werden – ein wichtiger Schritt in Richtung moderner Leistungsbewertung.
„Grundsätzlich gehen die neuen Formate in die richtige Richtung“, erklärt Britta Magenreuter, stellvertretende Landesvorsitzende des SLLV und Referentin für Gemeinschaftsschulen. „Aber es ist unverständlich, warum eine so tiefgreifende Veränderung ohne ausreichende Vorlaufzeit beschlossen wird. Die Umsetzung beginnt bereits im kommenden Schuljahr – das ist einfach zu knapp.“ Bewertungsrelevante Aspekte wie Vornoten entfallen plötzlich, neue Prüfungsformate wie Projekt- und Präsentationsprüfungen müssen entwickelt werden. Zudem fehlt es an zentralen Vorgaben. „Die Schulen müssen jetzt in kürzester Zeit eigene Wege finden, wie sie die neuen Prüfungen umsetzen – mit dem Risiko ungleicher Bedingungen. Was hier als schulische Freiheit dargestellt wird, darf sich nicht als Verschiebung der Verantwortung auf Lehrkräfte entpuppen.“, kritisiert Magenreuter. Das gestreckte Prüfungsverfahren bedeutet einen hohen zusätzlichen Personal- und Organisationsaufwand. Insbesondere Teilzeitkräfte und Klassenleitungen geraten an ihre Belastungsgrenzen. Auch für Schüler:innen wird der Wechsel herausfordernd. Prüfungen finden über das ganze Schuljahr hinweg statt – ein hoher Leistungsdruck. Vor allem Schüler:innen mit dem Unterstützungsbedarf Lernen könnten Benachteiligung erfahren. Sie erwerben Kompetenzen in der Regel über kontinuierliche Wiederholung und einschleifendes Üben. Ein kurzfristiger Wechsel der Prüfungsformate widerspricht den pädagogischen Erfordernissen.
„Erfolg in der Förderung entsteht durch verlässliche Strukturen – ein überstürzter Wechsel der Prüfungsformen ignoriert die besonderen Bedürfnisse von Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf“, mahnt Dominik Schwer, Vorsitzender des SLLV und Förderschullehrer.
Kritische Rückmeldungen aus Lehrerzimmern und Verbänden wurden in der Anhörungsphase aufgenommen, fanden jedoch keine umfassende Berücksichtigung.
„Man hat den Dialog gesucht – aber die Rückmeldungen hatten offenbar kaum Auswirkungen auf die finale Fassung der Verordnung“, erklärt Magenreuter. Somit wird ein wesentlicher Bestandteil der neuen GemSVO umgesetzt, ohne dass die praktische Umsetzbarkeit in ausreichendem Maße Beachtung gefunden hat.
Der SLLV fordert:
• konkrete Vorgaben und Umsetzungshilfen für die Prüfungsformate
• frühzeitige Verkündung der Prüfungsthemen
• realistische Zeitpläne
• personelle Entlastung der Klassenlehrkräfte
• eine Entlastung der Schüler:innen in anderen Bereichen in Form einer
Reduzierung der Leistungsnachweise
• klare Regeln für Teilzeitkräfte
• rechtssichere Lösungen für den KHU-Bereich
Die Pressemeldung im PDF-Format: Pressemitteilung SLLV Prüfungsformate 26-06-25