Pressemitteilung des SLLV: Aufholprogramm – langfristige Versäumnisse lassen sich nicht durch Nachhilfeinstitute ausgleichen
Saarlouis, den 05. Mai 2021
Pressemitteilung
SLLV: Aufholprogramm – langfristige Versäumnisse lassen sich nicht durch Nachhilfeinstitute ausgleichen
Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) begrüßt das „Aufholprogramm“ in Höhe von 2 Milliarden Euro, wodurch Defizite im Bereich des Lernens aber auch im sozialen Bereich ausgeglichen werden sollen.
Die geplante Umsetzung des Programms lässt aber am längerfristigen Erfolg zweifeln. „Wenn Nachhilfeinstitute oder Volkshochschulen nun die Versäumnisse der Politik ausbügeln sollen, ist das der falsche Weg. Hier kommt Personal zum Einsatz, das viel zu weit weg ist von den gezielten Bedarfen der Schülerinnen und Schüler. Zudem stellt sich die Frage, ob diese freiwilligen Angebote dann überhaupt von den Familien in Anspruch genommen werden, deren Kinder die Unterstützung dringend benötigen“, fasst Lisa Brausch, Vorsitzende des SLLV zusammen.
Vielmehr müsse die Unterstützung und Förderung direkt in den Schulen und im Unterricht ansetzen.
Dazu braucht es unbedingt kleinere Klassen, wie vom SLLV schon zu Beginn dieser Woche gefordert. „Nur in kleinen Lerngruppen kann eine individuelle Förderung und damit das Aufholen von Lernrückständen gelingen“, erklärt die Landesvorsitzende. „Auf emotionaler Ebene benötigen Kinder und Jugendliche direkte Zuwendung und eine persönliche, stabile Vertrauensbeziehung, um sich wieder in der sozialen Gruppe zu stabilisieren.“
Als äußerst wichtig erachtet Brausch die Einstellung aller Lehrkräfte, die im Saarland ausgebildet werden. Zudem müssten auch verstärkt multiprofessionelle Teams zum Einsatz kommen, da die Bedarfe der einzelnen Kinder und Jugendlichen sehr unterschiedlich seien und vor allem im emotionalen Bereich durch die Pandemie noch verschärft wurden.
Es müsse den Schulleitungen mehr Eigenverantwortung übertragen und Flexibilität zugestanden werden, um standortbezogen handeln zu können.
Lerncamps in den Sommerferien oder Ferienfreizeiten und soziale Projekte kämen immer nur einzelnen Personen oder Gruppen zugute. Wenn aber das Geld in bessere personelle Ausstattung der Schulen gesteckt würde, könnte die Schülerschaft als Gesamtheit profitieren.