Presseerklärung vom 11. November 2020: SLLV übt heftigste Kritik an den neuen Quarantäneregelungen
Saarlouis, den 11.11.2020
Presseerklärung
SLLV übt heftigste Kritik an den neuen Quarantäneregelungen
Alleh Hopp – die Schul steht Kopp, so könnte man zum heutigen Beginn der närrischen Saison rufen, wäre die Lage nicht zu ernst! „Schule hat sich in Corona-Zeiten grundlegend verändert. Nichts ist mehr so, wie es einmal war!“, erklärt Lisa Brausch, Vorsitzende Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (SLLV). „In den Schulen geht es derzeit doch nicht mehr um pädagogische Konzepte, Lerninhalte oder erzieherisches Handeln. Nein! Einziges Ziel ist es, möglichst wenige Kinder und Lehrer in Quarantäne zu schicken, um so den Schulbetrieb, komme was wolle, aufrecht zu erhalten. Gesundheitsschutz, vor allem für die Lehrkräfte, spielt dabei keine Rolle mehr.“
Nur so ist die Lockerung der Quarantäneregelung, die gestern beschlossen wurde, für den mitgliederstärksten Lehrerverband im Land zu werten. Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich als Spielball der Entscheidungsträger.
Wer soll denn nun entscheiden, wann, wo und wie lange eine Maske getragen wurde und wer wie lange mit wem ohne Maske und Abstand, zum Beispiel in der Pause, Kontakt hatte? Wer misst mit dem Zollstock die Abstände der Schülerinnen und Schüler in der Klasse?
Sollen diese Kontrollen neben dem Unterrichten und Erziehen, jetzt auch noch den Lehrkräften übertragen werden? „Zu diesen grundsätzlichen Aufgaben eines Lehrers sind in den vergangenen Monaten durch die Pandemie unzählige weitere Aufgaben hinzugekommen“, erklärt Lisa Brausch. „Lehrer überwachen die Einhaltung der Maskenpflicht auf den Fluren und ab Klassenstufe 5 auch im Unterricht, sie stellen sicher, dass die Handhygiene beim Betreten der Klasse zu Unterrichtsbeginn und nach den Pausen eingehalten wird und sollen ab jetzt auch noch ihre Lüftungsintervalle dokumentieren.“
Lisa Brausch stellt in Frage, ob die Fülle an zusätzlichen Pflichten im Schulbetrieb überhaupt leistbar ist. Es häufen sich Hilfegesuche von Lehrkräften und Schulleitungen, die durch die Pandemie gesundheitliche Folgen und Überlastung verspüren. „Es ist für Lehrerinnen und Lehrer nicht noch zumutbar, eine solch große Verantwortung für den Gesundheitsschutz der ihnen anvertrauten minderjährigen Kinder zu übernehmen. Wer trägt die Verantwortung?“
Auch den Schulleitungen zollt die Landesvorsitzende größten Respekt. „Wöchentlich die Vorschriften für alle Schülerinnen und Schüler anzupassen, die Lehrkräfte mit der Umsetzung zu betrauen, diese dann auch noch zu überwachen und gegebenenfalls die Kritik von Eltern oder Corona-Gegnern zu entkräften, das ist eine Mammutaufgabe, die kaum mehr zu bewältigen ist.“
Als Unding bezeichnet Brausch die unterschiedliche Herangehensweise der Gesundheitsämter bei den Quarantäneregelungen. Man könne den Eindruck gewinnen, das Virus sei in einzelnen Landkreisen unterschiedlich stark ansteckend.
Es ist zu erwarten, dass Eltern Schulleitungen und Lehrkräfte verantwortlich machen, wenn an einem Standort ganze Klassen in Quarantäne geschickt werden und an anderen nicht.
„Wir brauchen keine Fleißkärtchen von Landräten, wenn nicht alle in Quarantäne müssen. Es ist verletzend und unverschämt, den Lehrkräften über die Hintertür die Verantwortung zuzuschieben.
Das Maß ist voll! Lehrkräfte fühlen sich in ihren Sorgen und Ängsten überhaupt nicht mehr ernst genommen.“
Brausch moniert zudem: „In den Ministerien werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kohorten eingeteilt, die im wöchentlichen Wechsel in ihren Einzelbüros arbeiten, damit sich möglichst wenige Personen gleichzeitig in der Dienststelle begegnen. Den Lehrerinnen und Lehrern stellt das Bildungsministerium als Dienstherr nicht einmal FFP2 Masken zu ihrem eigenen Schutz zur Verfügung.“ Brausch fordert den Dienstherrn auf, seiner Fürsorgepflicht für die Lehrerinnen und Lehrer nachzukommen und endlich denen, die es möchten die erforderliche Schutzausrüstung uneingeschränkt zur Verfügung zu stellen. Die Gesundheit von allen an Schulen Beteiligten muss oberste Priorität haben.
Ein Ausweichen auf den Wechselunterricht und sofortige Unterstützung der Schulen durch zusätzliche Lehrkräfte und Schulhelfer hält der SLLV für unausweichlich.