Presseerklärung des SLLV vom 7. August 2020: Schulstart nach den Sommerferien – Angst und Sorge überwiegen
Saarlouis, den 07. August 2020
Schulstart in Coronazeiten – Angst und Sorgen überwiegen
Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) blickt dem Start ins neue Schuljahr in 10 Tagen mit großer Sorge entgegen.
Mit Beginn des neuen Schuljahres am 17. August werden wieder alle Schülerinnen und der Schüler in die Schulen gehen und im gemeinsam im Präsenzunterricht beschult.
An den Schulen laufen schon seit Tagen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um die Vorgaben des Musterhygieneplanes umzusetzen. Dabei werden Laufwege markiert, Areale auf dem Schulhof für die einzelnen Klassen oder Klassenstufen abgegrenzt, Aufsichtspläne für zeitversetzte Pausen erstellt, Arbeitspläne für Fächer wie Musik und Sport erstellt, die unter Corona-Auflagen unterrichtet werden müssen und „so ganz nebenbei“ noch Einschulungsfeiern unter Einhaltung der Abstandsregelung geplant.
„Das neue Schuljahr beginnt für alle Beteiligten unter den gegebenen Voraussetzungen mit einem sehr unguten Gefühl. Normalerweise blicken Lehrer, Eltern und vor allem die Kinder mit großer Freude und Erwartung auf den ersten Schultag“, stellt Lisa Brausch, Vorsitzende des SLLV, fest.
In diesem Jahr ist das anders. Nach den steigenden Fallzahlen überwiegt bei vielen die Sorge, wie die Entwicklung in den Schulen sein wird.
„Wir haben immer noch viele Klassen mit mehr als 25 Schülern, zählt man dann Lehrkräfte, Eingliederungshelfer und zeitweise auch Schulsozialarbeiter oder anderes pädagogisches Personal hinzu, kommt man auf rund 30 Personen mit einer durchschnittlichen Klassensaalgröße von 54m². Ein Lüften der Klassenräume ist häufig nur eingeschränkt möglich. Im Sommer steht in vielen Klassensälen bedingt durch schlechte bauliche Voraussetzungen die Hitze. Schüler und Lehrkräfte sind einem hohen Risiko ausgesetzt. Das bereitet mir große Sorge!“, erklärt Brausch.
Für den SLLV ist der Schulbeginn Mitte August ein Experiment. Von einer Rückkehr zur Normalität sei keine Rede. Die Landesregierung nehme durch die Aufhebung der Abstandsreglung in den Klassen eine Gefährdung von Lehrkräften und Schülern billigend in Kauf.
Es sei keinesfalls absehbar, wie sich das Infektionsgeschehen in den Schulen unter den neuen Voraussetzungen entwickele.
Der SLLV fordert deshalb, dass weitgehende und vor allem einheitliche Regelungen für alle saarländischen Schulen getroffen werden, sollte es zu einer Infektion an einem System kommen. Dabei dürfe von einer erneuten vorübergehenden Schließung einer gesamten Schule bei Bedarf nicht abgesehen werden.
Auch vor einer Rückkehr zum Hybridunterricht dürfe man sich nicht scheuen.
Dazu sei es nötig, die Schulen umgehend mit der nötigen Technik auszustatten. Dabei ist die Ausstattung von bedürftigen Familien mit mobilen Endgeräten über ein Leihsystem, das im neuen Schuljahr anläuft, ein Schritt in die richtige Richtung. Spätestens mit Beginn des Schuljahres 2021/22 müssen aber alle Schülerinnen und Schüler mit mobilen Endgeräten ausgestattet werden.
Zudem müsse den Schulen zugestanden werden, individuelle Lösungen je nach den örtlichen und vor allem personellen Gegebenheiten umzusetzen.
Wegen der engen Personaldecke fordert der SLLV In diesem Zusammenhang auch weitere Lehrerstellen. Daneben muss auch zusätzliches Personal, z.B. Schulhelfer, für außerunterrichtliche Tätigkeiten, wie Pausenaufsicht oder das Überwachen der Einhaltung der erforderlichen Regeln innerhalb des Schulgebäudes, zum Einsatz kommen.
Brausch weist eindringlich darauf hin, dass auch die Erziehungsberechtigten ihrer Pflicht zur Gesundheitsvorsorge für die Kinder nachkommen müssten. Keinesfalls dürften in diesen Zeiten Kinder mit Krankheitssymptomen in den Unterricht geschickt werden.“ Sie fordert zudem die Vorlage eines negativen Corona-Tests nach Rückkehr aus einem Risiko-Urlaubsgebiet.
Lehrerinnen und Lehrer können sich seit Montag freiwillig testen lassen. Zweimal bis Ende des Jahres, das geht Brausch nicht weit genug. „Testergebnisse sind immer nur Momentaufnahmen, deshalb muss in den Schulen unbedingt viel engmaschiger getestet werden.“ In diesem Zusammenhang fordert der SLLV, dass nicht nur den vulnerablen sondern allen Lehrkräften umgehend Schutzkleidung (FFP-2 Masken und Visiere) zur Verfügung gestellt wird.
Zudem erwartet der SLLV die Beibehaltung der Maskenpflicht im öffentlichen Raum der Schulgebäude, so wie es der aktuelle Musterhygieneplan für die Schulen vorgibt. Einer Maskenpflicht während des Unterrichts steht der Verband äußerst kritisch gegenüber.
Der SLLV fordert, dass der Schutz und die Gesundheitsfürsorge für alle an den Schulen tätigen Personen oberste Priorität haben müssen und alle weiteren Überlegungen und Entscheidungen dieser Verpflichtung unterzuordnen sind.