LuSh – Ausgabe 12/2022 – Dies und Dass – 50 Jahre Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF)
50 Jahre Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung (ILF)
„Menschen stärken“ – Festakt aus Anlass des Jubiläums
Zahlreiche Gäste waren der Einladung des ILF Saarbrücken in die Jugendkirche eli.ja gefolgt, um gemeinsam den runden Geburtstag des ILF Saarbrücken zu feiern. So konnte der Direktor des ILF, Thomas Mann, auch eine ganze Reihe von prominenten Gästen begrüßen wie z. B. die Leiterin des Katholischen Büros im Saarland und damit die Vertreterin der Bischöfe von Speyer und Trier, Katja Göbel. Auch der ehemalige Bildungsminister Ulrich Commerçon war unter den Gästen. Das Bildungsministerium war durch Staatssekretär Jan Benedyczuk vertreten. Als Vertreter der Trägergesellschaft des ILF, der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung, war der Generalvikar von Trier, Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, gekommen, ebenso wie deren Geschäftsführer und der frühere Leiter des ILF Saarbrücken Joachim Jung-Sion. Auch Vertreter anderer Fortbildungsinstitute waren unter den Gästen wie Dr. Burkhard Jellonnek für das LPM, Erik Harms-Immand für die Landeszentrale für Politische Bildung, Frau Bickelmann von der Landesmedienanstalt und Frau Recktenwald vom Landesinstitut für präventives Handeln. Die evangelische Kirche im Saarland war durch den Leiter des Religionspädagogischen Zentrums St. Ingbert Horst Heller vertreten. Gleich zwei Professorinnen für katholische Theologie waren unter den Gratulanten: Frau Prof. Luzia Scherzberg von der Universität des Saarlandes und Frau Prof. Dr. Viera Pirker von der Goethe-Universität Frankfurt.
Ein besonderer Gruß galt auch den ehemaligen und derzeitigen Mitarbeiter*innen des ILF.
Joachim Jung-Sion, der selbst 10 Jahre lang Leiter des ILF Saarbrücken war und heute Geschäftsführer der Trägergesellschaft, der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung, ist, ließ in seinem Vortrag noch einmal die Geschichte des ILF lebendig werden. Gegründet wurde das ILF in einer Festveranstaltung am 13.10.1972. In einer Vereinbarung im Jahre 1973 zwischen dem Saarland und der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung wurde das ILF den staatlichen Weiterbildungseinrichtungen gleichgestellt und die finanzielle Unterstützung durch das Land geregelt.
Am 21. Februar 1975 wurde dieser Vertrag durch einen Staatskirchenvertrag bekräftigt, unterschrieben vom damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder und Monsignore Corrado Bafile, dem damaligen Nuntius, also dem akkreditierten Botschafter des Heiligen Stuhls. Die Vereinbarung zur öffentlichen Finanzhilfe zwischen dem Saarland und der Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Politikwurde im Dezember 2020 neu geschlossen.
Joachim Jung-Sion rief auch noch einmal die Leiter des ILF in den 50 Jahren in Erinnerung und würdigte ihre Leistungen für das ILF. Im Einzelnen waren dies: Prof. Mohr als Gründungsleiter und Leiter des ILF Mainz, Gerhard Scherzinger, Franz-Peter Koßmann, Hans-Werner Bedersdorfer (1986 bis 2002), Rüdiger Donauer, zunächst stellv. Leiter und dann übergangsweise auch Leiter des ILF, Joachim Jung-Sion (2002 bis 2012), Karl-Heinz Adams (2012 bis 2022) und seit 2022 Thomas Mann. Jung-Sion würdigte auch die Rolle der nebenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Weiterentwicklung des ILF.
Ausdrücklich lobte der frühere ILF-Leiter auch die Arbeit der Mitarbeiterinnen in der Verwaltung des ILF: „Die zentrale Säule einer erfolgreichen Lehrerfortbildungsarbeit sind die Mitarbeiter*innen, die im Hintergrund arbeiten – neudeutsch im Backoffice – und zugleich erste Ansprechpartnerinnen für Teilnehmende, Referent*innen, Kooperationspartner u. v. m. sind. Die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung haben mit ihrer Planungs-, Organisations- und Kommunikationskompetenz über die 50 Jahre für ein umsichtiges, sorgfältiges und professionelles Veranstaltungsmanagement des ILF Sorge getragen und tragen sie auch weiterhin. Deshalb möchte ich diese Kolleginnen namentlich in chronologischer Reihenfolge nennen: Sigrid Ammon, Gerlinde Madenach, Anita Goedicke, Sylvia Lorson, Roswitha Moosmann, Elke Schunck, Meike Gensmann. Ohne sie könnte das ILF ein Programm in der Ihnen bekannten Breite und Qualität nicht anbieten“, so Jung-Sion.
Den Festvortrag hielt Frau Professorin Dr. Viera Pirker, Leiterin des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Mediendidaktik, von der Goethe-Universität Frankfurt. Ihr Vortrag stand unter der Überschrift „Menschen stärken im Zeitalter der Digitalität. Perspektiven und Herausforderungen der Lehrer*innenbildung“. Derzeit befinde sich das schulische Bildungssystem in einem Umbruch von der „Buchkultur in das digitale Zeitalter“. Dies bedeute ständige Veränderungen. Um diese Veränderungen zu meistern, bedürfe es vielfältiger Unterstützung. Hierbei spielen die Fortbildungsinstitute eine besondere Rolle. „Schulen und Menschen brauchen Begleitung und Impulse“, sagte Pirker. Gerade einem kirchlichen Institut wie dem ILF komme zudem die Aufgabe der Wertehaltung und Charakterbildung zu – orientiert am Menschenbild Jesu: barmherzig, Teilhabe ermöglichend, den Armen zugewandt.
Die Leiterin des katholischen Büros im Saarland, Ordinariatsdirektorin Katja Göbel, gratulierte stellvertretend für die Bischöfe aus Trier und Speyer dem ILF zum runden Geburtstag. Sie betonte: „Alles, was wir tun, ist auf Zukunft ausgerichtet. Und unsere Zukunft sind die Kinder, ist unsere Jugend, auch die Zukunft der Kirche. Hieraus erwächst gerade für die Kirche eine Verantwortung für unsere Kinder und Jugendlichen, und dies insbesondere auch als Bildungsverantwortung. Das Christentum ist zutiefst auch eine Bildungsreligion. Deshalb gehört Bildung zu den Kernaufgaben der Kirche.“ Der Verantwortungs- und Aufgabenbereich der Lehrkräfte habe sich in den letzten Jahren stetig gesteigert, so die Ordinariatsdirektorin. Unsere Lehrerinnen und Lehrer brauchten gute und professionelle Unterstützung, um diese Herausforderungen zu bewältigen. „Damit die großen Herausforderungen, vor denen wir stehen und die uns noch erwarten, bewältigen können, sind Fort-und Weiterbildung essenziell“, so Katja Göbel.
Für das Bildungsministerium überbrachte Staatssekretär Jan Benedyczuk die Glückwünsche. Er bezeichnete die Geschichte des ILF als „Erfolgsgeschichte“. Er zog auch Parallelen zum Motto der Festveranstaltung des ILF –„Menschen stärken“. Das Ziel des Landes sei es, „Kindern allerbeste Chancen zu eröffnen“. Dies wiederum setze gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer voraus, meinte der Staatssekretär.
Für das Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) war dessen Leiter Dr. Burkhard Jellonnek gekommen. Er erinnerte in seinem Grußwort an das Versprechen der sozialliberalen Bundesregierung unter Willy Brandt: „Mehr Demokratie wagen“. Für das Bildungswesen bedeutete dies, mehr Chancengleichheit herzustellen und soziale Ungerechtigkeiten zu beseitigen. „In der Bildungspolitik ging es in der Folge rasant voran,“ stellte Jellonnek fest. „Gute Startbedingungen für ein kirchlich gebundenes Lehrkräftefortbildungsinstitut“, meinte der LPM-Leiter. Er erinnerte auch an viele gemeinsame Veranstaltungen von ILF und LPM.
Ein praktisches Beispiel für gelebte Digitalisierung brachte der ILF-Direktor in Form eines kleinen Roboters mit dem Namen „Teleavatar AV 1“, von den Kindern liebevoll „Charly“ genannt, mit. Gebaut hat ihn die norwegische Firma No Isolation. Dieser Miniroboter habe einem Fünftklässler der Saarbrücker Marienschule, der wegen Angststörungen nicht mehr die Schule besuchen konnte, die Teilnahme am Unterricht ermöglicht. Dazu erklärte Thomas Mann: „Der Teleavatar kann selbstständig von einem Schüler oder einer Schülerin via Smartphone oder Tablet gesteuert werden.“ Fünf Monate war der Miniroboter in vier Unterrichtsfächern im Einsatz. Zusammen mit weiteren Integrationsmaßnahmen ermöglichte der Einsatz des Roboters dem Schüler wieder die Teilnahme am Unterricht in Präsenz. „Fortbildung muss sich neu erfinden. Es braucht neue Ideen, neue Formate und neue Herangehensweisen. (…) Der kleine Charly hat mich gelehrt, dass Innovation und Fortbildung sich auf Schule zubewegen müssen“, so der ILF-Direktor. Besonders gefordert waren bei diesem Pilotprojekt Teamarbeit und Multiprofessionalität. „Funktionierende Multiprofessionalität braucht Kreativität, Vernetzung und vor allem gute Kommunikation. Dafür steht das ILF schon immer“, betonte Thomas Mann. Und weiter: „Schulische Prozesse zu moderieren und mitzugestalten ist unsere Kernkompetenz.“ In einer unsicheren Welt und einer Zeit multipler Krisen „stehe das ILF als christliches Institut dafür ein, dass Schulen sichere Orte sind. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Denn Schulalltag kennt viele Ängste, Behinderungen und Sorgen, sei es bei Schülerinnen und Schülern, Kolleg*innen, Schulleitungen und Eltern. Um da zu helfen, braucht es viele kompetente Mitmacher*innen und Mutmacher*innen. Ein Mutmachinstitut möchte das ILF sein.“
Das Schlusswort des Festaktes gehörte dem Vertreter der Gesellschafter Generalvikar Dr. Ulrich von Plettenberg, der auch Gottes Segen spendete.
Für die musikalische Gestaltung sorgte die Lehrerband der Willi-Graf-Realschule.
Herbert Buhr