LuSh – Ausgabe 12/2022 – Aus dem SLLV – 75 Jahre Mitgliedschaft im SLLV – Viktor Heck
75 Jahre Mitgliedschaft im SLLV – Viktor Heck
Im Rahmen der diesjährigen Generalversammlung des Kreisverbandes Merzig-Wadern konnte Jürgen Ehl (Kreisvorsitzender) mit der stellv. Landesvorsitzenden Michaela Günther wieder viele Mitglieder für ihre langjährige Treue zum SLLV ehren.
Dabei kam es auch zu einer besonderen, außergewöhnlichen Ehrung: Viktor Heck wurde für 75 Jahre Mitgliedschaft geehrt.
Aufgrund einer Erkrankung von Viktor Heck musste diese Ehrung leider in Abwesenheit durchgeführt werden. Die Ernennungsurkunde wurde Viktor Heck von seiner Tochter im Seniorenheim Haus Blandine in Düppenweiler übergeben.
Viktor Heck wurde am 27. April 1926 in Mettnich (Primstal) als zweites Kind einer einfachen Arbeiterfamilie geboren.
Von 1932 bis 1940 besuchte Viktor Heck die Volksschule in Primstal im nördlichen Saarland. Viktor Hecks Lehrer Porten empfahl ihm im Herbst 1939, eine weiterführende Schule zu besuchen. Diese Schule sollte auf den Lehrerberuf vorbreiten. Dieser Schritt musste sehr gut überlegt sein, denn die finanziellen Mittel der Familie Heck waren sehr begrenzt. Nach reiflicher Überlegung nahm Viktor das Angebot an. Zuerst musste er aber noch eine Aufnahmeprüfung in Rheinbreitbach bei Bonn bestehen. Für einen 13-jährigen Jungen war dies eine sehr große und aufregende Reise.
Nach bestandener Prüfung begann am 27.05.1940 für Viktor in Trier ein neuer Lebensabschnitt.
Er wechselte mit 14 Jahren zur Schule in Trier. Der Name der Schule war „Staatlicher Aufbaulehrgang zur Vorbereitung auf das Studium an der Hochschule für Lehrerbildung.“
Bereits nach 5 Monaten stand ein Umzug an. Viktor musste mit seiner Klasse von Trier nach Biesdorf im Kreis Bitburg umziehen. Da Biesdorf nicht an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen war, war der Weg zur Schule aus dem Saarland mit der Bahn und zu Fuß sehr abenteuerlich. Eine Stunde Fußweg und mehrere Stunden Bahnfahrt mussten bewältigt werden. Gartenarbeit musste in der neuen Schule auch geleistet werden und wurde sogar im Zeugnis benotet. Dadurch mussten die Schüler und Lehrer in der neuen Heimat aber auch keinen Hunger leiden.
Nach den Osterferien 1943 wurde Viktors Klasse nach Kleve verlegt. Bereits nach vier Monaten, am 13.04.1943, war für Viktor der letzte Schultag in Kleve. Er wurde zum Reichsarbeitsdienst nach Arnsberg einberufen.
Es folgten einige Monate Reichsarbeitsdienst. Anschließend kam Viktor Heck zur Luftwaffe, wo er eine Ausbildung zum Bordfunker absolvierte.
Während der Kriegszeit kam es zu einem 9-monatigen Einsatz an der Front in Ungarn.
Nach seiner Heimkehr arbeitete er zuerst in einer Möbelwerkstatt in Braunshausen. Da jedoch nach Kriegsende überall Lehrermangel an den Schulen war, wurden Abiturienten als Schulhelfer eingesetzt. Mit einem Schreiben des Regierungspräsidenten von Trier, dass er in der Liste der Lehramtsanwärter in Trier geführt sei, machte er sich mit dem Fahrrad auf den Weg zum Schulrat Berkemann in Wadern. Dieses Schreiben war der „Türöffner“ in den Schuldienst.
Schulrat Berkemann teilte Viktor mit, dass er als Schulhelfer ab dem 15. Januar 1946 an der Dorfschule in Kastel arbeiten könne. Zuerst musste er das 1. und 2. Schuljahr gemeinsam unterrichten. Später kamen noch das 3. und 4. Schuljahr dazu. Fortbildungen fanden in dieser Zeit für Hilfslehrer in Wadern statt. Nach 6 Monaten bot sich für Viktor Heck die Möglichkeit, an der neu eröffneten Pädagogischen Akademie in Trier den Lehrerberuf grundständig zu erlernen.
Mit dem Fahrrad fuhr Viktor am Morgen des 01.08.1946 nach Trier, um den Lehrgang zu besuchen. Danach besuchte Viktor Heck das Lehrerseminar in Ottweiler, wo er auch seine spätere Frau Walburga Schnur kennenlernte. Bereits im Juli 1947 absolvierte er die 1. Lehrerprüfung.
Am 1. September 1947 erhielt er seine erste Anstellung in Ormesheim, Kreis St. Ingbert.
Am 01.10.1947 trat Viktor dem Verband der katholischen Lehrergewerkschaft bei, die später in den SLLV überging.
Zum 1. März 1949 wurde Viktor Heck auf eigenen Wunsch an die Schule in Eiweiler versetzt.
Eiweiler war eine zweiklassige Schule, in der 56 Kinder vom 5. bis 8. Schuljahr in einem Klassenraum unterrichtet wurden.
Einen Monat später (am 20.04.1949) heiratete Viktor Heck Walburga Schnur in Eiweiler.
Ein Jahr später erblickte Viktors erste Tochter, Marie -Therese, die Welt.
Weitere drei Kinder folgten: Margret im Oktober 1952, Stefan im Januar 1959, Monika im März 1963.
In Eiweiler wurde er dann nach der 2. Lehrerprüfung (1952) Schulleiter. Die Ausbildung der Lehrer (heute Referendariat) zog sich damals über viereinhalb Jahre hin.
1957 wurde er zum Hauptlehrer ernannt. Im Jahr 1971 erfolgte die Ernennung zum Rektor.
Zu jener Zeit wurde von den Lehrpersonen erwartet, dass sie im Ort wohnten und sich in der Dorfgemeinschaft engagierten. Bis 1970 bestand sogar eine Residenzpflicht für alle Lehrpersonen.
Viktor Heck brachte sich mit viel Engagement in unterschiedlichen Bereichen in der Dorfgemeinschaft ein. Hier nur einige Punkte seines vielseitigen Engagements:
- Gründung des Obst- und Gartenbauvereins
- Mitglied im Imkerverein Primstal
- Förderverein für den Wiederaufbau der Peterbergkapelle
- Naturschutzbeauftragter der Gemeinde Nohfelden
- Betreuung der Gemeinde- und Pfarrbücherei
- Jahrelange Mitarbeit, Rechnungsführung etc. beim Neubau der Kirche in Eiweiler
- Pfarrgemeinderat, Kirchenvorstand usw.
Im Jahr 1974 kam es zur Schließung der Schule in Eiweiler. Viktor Heck übernahm daraufhin die Schulleitung an der Grundschule Löstertal bis zum 1. September 1987. Nach 40 Dienstjahren wurde er in den wohlverdienten Ruhestand versetzt.
Nun konnte Viktor Heck sich ganztätig seinen Hobbys und zahlreichen Aktivitäten widmen, insbesondere der Haus- und Gartenarbeit und der Imkerei.
Vor allem aber beschäftigte er sich leidenschaftlich mit heimatkundlichen und historischen Forschungen über Traditionen, Handwerk und Brauchtum aus früheren Generationen.
Es war ihm stets ein Anliegen, dass dieses Wissen, großenteils überliefert aus seinen Gesprächen mit den Alten aus dem Dorf und der Umgebung, auch schriftlich festgehalten wurde.
Viktor Heck hielt selbst in ausführlichen Schriften und Büchern an diesen Traditionen fest..
Ebenso hatte er zahlreiche historisch wertvolle Dokumente, die meist aus bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreichenden Familienunterlagen stammen, aufgearbeitet und aus der Sütterlinschrift übertragen.
Mit über 70 Jahren hatte sich Viktor Heck mit dem Computer und der Informatik vertraut gemacht, sodass er seine Schriften in Eigenarbeit in Dateiform niederschreiben und formatieren konnte.
1996, also mit 70 Jahren, kam es mit dem Umzug nach Hilbringen (in die Nähe seiner Tochter Magret) zu einer neuen Etappe im Leben von Viktor Heck.
Viktor Heck konnte bis ins hohe Alter ein aktives, selbstständiges Leben führen. Auch nachdem er 2006 Witwer wurde. Allerdings wurde in den letzten Monaten aus gesundheitsbedingten Umständen ein Umzug ins Altenheim Haus Blandine unumgänglich.
Der SLLV möchte sich bei Viktor Heck für die außergewöhnliche Verbundenheit recht herzlich bedanken und wünscht ihm eine gute Zeit und gute Besserung in seinem neuen Wohndomizil.
Vielen Dank auch seinen Töchtern Marie-Therese und Magret für die ausführliche Zusammenfassung von Viktor Hecks bisherigem Leben.
Quelle: Viktor Heck: Et is nemmi, wie et freier wor – Erinnerungen an frührere Zeiten, Nonnweiler-Otzenhausen, 2016, 1. Auflage
Fotos: Heck