LuSh – Ausgabe 11/2022 – Aus dem SLLV – Abteiführung des Kreisverbandes St. Wendel am 17.09.2022
Rückblick:
Abteiführung des Kreisverbandes St. Wendel am 17.09.2022
Bei kühlerer Temperatur, aber erfreulicherweise herbstlichem Sonnenschein trafen sich 20 Mitglieder unseres Kreisverbandes, um an der zuvor ausgeschriebenen Führung durch die Benediktinerabtei „Sankt Mauritius“ in Tholey teilzunehmen.
Begrüßt wurden wir durch unser Vorstandsmitglied Patrick Gotthard, der zugleich für die Touristinfo der Gemeinde Tholey tätig ist und sich seit Jahren mit der Abtei und insbesondere ihrer historischen Entwicklung beschäftigt.
So erfuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleich zu Beginn, dass die Tholeyer Abtei die älteste auf deutschem Boden darstellt und ihre Gründung auf das Jahr 634 nach Christus zurückgeht. Nach interessanten Erläuterungen zur Entwicklung der Abtei über die Jahrhunderte sowie bauliche Besonderheiten im Außenbereich bzw. am Eingangsportal wechselten wir in den Innenbereich. Dort begegneten uns sofort der helle Innenraum sowie die bunten Fenster, welche durch den Stand der Herbstsonne an diesem Nachmittag noch beeindruckender wirkten. Patrick Gotthard erklärte uns, dass jene abstrakten Fenster, die nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden, die sog. „Köck-Fenster“, bis auf eine Ausnahme zwar ausgebaut, jedoch nicht vernichtet, sondern im Sinne einer Archivierung eingelagert wurden.
Der Großteil der Fenster, die im Rahmen der aufwendigen und kostspieligen Sanierung der Abtei in den Jahren 2018 bis 2021 eingebaut wurden, geht auf Entwürfe von Mahbuba Elham Maqsoodi zurück. Die afghanische Künstlerin hatte im Vorfeld einen Ausschreibungswettbewerb gewonnen und den entsprechenden Auftrag erhalten. Während die Motive im linken Seitenschiff für Tholey bedeutsamen Heiligen (Wendelin, Kuno, Theobert und Craudingus) gewidmet sind, lassen sich im rechten Seitenschiff benediktinische Heilige finden (u. a. Benedikt von Nursia sowie auch Hildegard von Bingen). Erwähnenswert ist, dass alle Fenster, die dem Kopf und der Hand von Mahbuba Maqsoodi entstammen, von ihr selbst handsigniert wurden. Das Highlight nach der Sanierung stellen sicherlich die weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus bekannten „Richter-Fenster“ im Altarraum dar. Alle 3 Fenster sind jeweils über 9 Meter hoch und wurden im Rahmen kombinierter Digital- und Glastechniken, d. h. in einem höchst komplexen Verfahren, hergestellt. Zwei Besonderheiten haben uns alle dabei vor allem überrascht: Erstens hat Gerhard Richter seine Entwürfe ohne finanzielle Gegenleistung zur Verfügung gestellt und zweitens war er selbst bislang noch nicht vor Ort. Wenn auch der Künstler bislang noch nicht zu den Besuchern in Tholey gezählt werden konnte, so haben bereits zahlreiche die neu gestaltete Abtei besucht und es werden ihnen sicherlich auch noch Tausende nachfolgen.
Gegen Ende der Tour führte uns ein kurzer Gang in den barock angelegten Abteigarten. Dort staunten wir über das eher weltlich anmutende Teehaus, dessen Dach eine goldene Ananas ziert, womit eine Verbindung zur Festungstadt Saarlouis und ihrem dazugehörigen Sonnenkönig hergestellt werden kann.
Den Abschluss bildete ein gemütliches Beisammensein im benachbarten Café „Duda“ am Tholeyer Rathausplatz. Dort ließen wir uns den saisonal passenden Lyonerkuchen bzw. köstliche Gemüsepizza schmecken und plauderten bei erfrischenden Getränken sowohl über dienstliche als auch private Dinge, sodass sich dieser Ausklang sehr kurzweilig gestaltete.
Ein herzliches Dankeschön an unser Verbandsmitglied Patrick Gotthard sowie an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer! Diese gelungene Veranstaltung weckt Vorfreude auf weitere gemeinsame Aktivitäten.
Benjamin Warken (Text und Bild)