LuSh – Ausgabe – 11-12/24
Großer Grundschulkongress im Saarland
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
vom 29. September bis 2. Oktober fand an der Universität des Saarlandes eine Tagung der Kommission Grundschulforschung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) zum Thema „Bezugsnotwendigkeiten der Grundschule – Pädagogik und Fachdidaktik in der Grundschulbildung“ statt. Zahlreiche Professoren, Dozenten und Lehrende aus dem deutschsprachigen Raum diskutierten über die Frage, welche Bezüge in der Grundschulbildung notwendig sind, um die grundlegenden Aufgaben und die Anschlussfähigkeit der Grundschule zu gewährleisten.
Die DGfE beschreibt in ihrer Tagungsankündigung unter anderem, dass Grundschullehrkräfte neben den gängigen Veränderungsprozessen wie Digitalisierung, Inklusion und Bildung für nachhaltige Entwicklung auch Herausforderungen wie Pandemie, Flucht und Krieg gegenüberstehen, die weitergehende grundschulspezifische Kompetenzen erfordern. So sollten Grundschullehrkräfte, im Sinne der Gestaltung einer Schule für alle, dazu in der Lage sein, die vielfältigen Lernvoraussetzungen und Erfahrungswelten der Kinder aufzugreifen, Übergänge zu gestalten sowie entwicklungsbezogene Voraussetzungen zu implementieren. Neben fundierten fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Kompetenzen müssen psychologische und grundschuldidaktische Schwerpunkte in der Ausbildung gesetzt werden.
Zum Abschluss der Tagung fand eine Podiumsdiskussion statt. Als Vorsitzende der SLLV war ich dazu ins Podium eingeladen. Zusammen mit Frau Prof. Dr. Astrid Rank (stellvertretende Vorsitzende der Kommission Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe), Frau Prof. Dr. Melanie Platz (Professur für Didaktik der Primarstufe, Schwerpunkt Mathematik an der UdS), em. Prof. Dr. Norbert Kruse (Professor für Deutschdidaktik mit dem Schwerpunkt Grundschule, Universität Kassel) diskutierte ich unter der Moderation von Prof. Dr. Markus Peschel (Professur für Didaktik des Sachunterrichts an der UdS) mit der Ministerin. Frau Streichert-Clivot stellte sich den Nachfragen, sowohl in ihrer Rolle als Präsidentin der KMK als auch Bildungsministerin des Saarlandes.
Als Gewerkschaftsvertreterin habe ich die Forderungen des SLLV für den Bereich Grundschullehrkräfteausbildung und Personalsicherung in der Grundschule vorgetragen, die ich Ihnen hier vorstellen möchte:
Gute Grundschullehrkräftequalifizierung
- benötigt Zeit, um den umfangreichen Herausforderungen in der Primarstufe, den fachlichen wie auch vor allem den didaktisch-methodischen Erfordernissen, gerecht werden zu können!
- braucht Wertschätzung – auch gegenüber der Gesellschaft – durch Gleichwertigkeit mit den anderen Lehramtsstudiengängen in Studienzeit und Anzahl der Credit Points, damit das Stigma „Ach, das bisschen Lesen, Schreiben, Rechnen und Spielen kann doch jeder!“ endlich beseitigt wird!
- verbietet einen Missbrauch von Studierenden durch die Vergabe von sogenannten Werksverträgen ohne Reflexionsphase und korrektive Anleitung, nur um den Lehrermangel augenscheinlich abzudecken. Stattdessen benötigen wir eine bessere Grundpersonalisierung durch mehr Planstellen!
- muss die übliche Abbrecherquote bei den Studierenden mit einberechnen hinsichtlich der Anzahl der Studienplätze sowie den steigenden Bedarf durch die Umsetzung des Rechtes auf einen Ganztagsplatz ab 2026 – die Erhöhung der Studienplätze ist dringend erforderlich!
- sollte über andere Zulassungsverfahren als den reinen Numerus clausus geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für das Studium gewinnen.
- sollte eine starke Vernetzung zwischen erster und zweiter Phase bieten.
Möchte man den Beruf des Grundschullehrers / der Grundschullehrerin wirklich stärken, Abwanderung vermeiden und perspektivisch ausreichend personalisieren können, bleibt den Handlungsträgern nur ein Weg …
Endlich die A13 als Eingangsbesoldung sowie die Anpassung der Funktionsstellenstruktur an die der anderen Schulformen! Die meisten anderen Bundesländer haben dies längst erkannt und umgesetzt. Wann wird man im Saarland endlich wach?
Wir als SLLV bleiben dran und werden nicht nachlassen, eine gerechte Besoldung für alle Grundschullehrkräfte, aber auch für die Hauptschullehrerinnen und Hauptschullehrer in den Gemeinschaftsschulen vehement zu fordern. Es ist an der Zeit!
Ihre
Lisa Brausch,
Landesvorsitzende