LuSh – Ausgabe 07-08/2023 – Schulleitungen an Grund- und Förderschulen am Limit
Schon seit Jahren kritisiert der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband die schlechten Arbeitsbedingungen, darunter insbesondere die viel zu hohe Unterrichtsverpflichtung der Schulleitungen beider Schulformen sowie die vergleichsweise geringe Besoldung der Schulleitungen an den Grundschulen.
Lisa Brausch, die Landesvorsitzende, stellt dazu fest: „Die Grenze der Belastbarkeit ist für die Schulleitungen an Grund- und Förderschulen längst überschritten.“
„Wir vermissen die Wertschätzung der Landesregierung für die Arbeit der Schulleiterinnen und Schulleiter an Grund- und Förderschulen“, beklagt Lisa Brausch. „Der vergleichsweise geringen Besoldung der Schulleiterinnen und Schulleiter an den Grundschulen steht die Erfüllung unzähliger, ständig steigender Aufgabenbereiche gegenüber. Für unsere Schulleitungen an den Grund- und Förderschulen ist die Leitungszeit, sprich die Stunden, in denen sie für die Erfüllung der Verwaltungsaufgaben aus der Unterrichtsverpflichtung herausgenommen werden, in den vergangenen 30 Jahren nahezu gleich geblieben. Die Anforderungen, die an sie gestellt werden, sind allerdings um ein Vielfaches gestiegen: Durch die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft, den Einsatz multiprofessioneller Teams mit deutlich mehr Personal an den Schulen, durch gestiegene Ansprüche der Eltern, die Kooperation mit außerschulischen Partnern sowie den intensiven Austausch mit dem Dienstherrn und den Schulträgern – auch im Zusammenhang mit der Digitalisierung – müssen die Schulleitungen immer mehr Verwaltungsaufgaben, Dokumentationen und zusätzliche Aufgaben im Bereich der Personalverwaltung übernehmen. Verschärft wird die Lage durch mangelnde Personalressourcen, unzureichende Rahmenbedingungen, die gesellschaftlichen Veränderungen sowie auch die veränderte Gesetzeslage.“
Dass die Grund- und Förderschulen immer noch so gut geführt werden, ist allein dem äußerst hohen Engagement und der Inkaufnahme persönlicher Einschränkungen der Schulleitungen zu verdanken. Dies verdient auch die entsprechende Wertschätzung und darf sich nicht nur in wiederholten Dankesworten widerspiegeln.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit Bildungsministerin Streichert-Clivot sollen die derzeit prekären Arbeitsbedingungen beim Namen genannt werden. Wir wollen ein weiteres Mal in den Dialog mit der Ministerin einsteigen, um gemeinsam Lösungsvorschläge und Perspektiven zu finden und so die Ausübung eines Funktionsamtes wieder attraktiv zu machen.
Auf dem Podium saßen:
- Frau Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot
- Frau Lisa Brausch, Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes
- Frau Michaela Günther, stellvertretende Vorsitzende des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes und stellvertretende Schulleiterin einer Förderschule
- Herr Benjamin Warken, Mitglied des Landesvorstandes und Schulleiter einer Grundschule
Moderiert wurde die Veranstaltung von Julia Berdin, SR.
Eingeladen war auch der Finanzminister, jedoch konnte wegen Terminüberschneidung niemand aus dem Finanzministerium teilnehmen. Die politischen Fraktionen waren vertreten durch Jutta Schmitt-Lang (CDU), Martina Holzner (SPD) und Volker Morbe (Die Grünen) .
Begrüßen konnten wir auch den Vorsitzenden des dbb saar, Ewald Linn, sowie Mike Theobald vom Jungen VBE RLP.
Eindrucksvoll aber war die Menge an Schulleiterinnen und Schulleitern, die unserer Einladung gefolgt waren.
Schon gleich zu Beginn zeigte eine spontane Online-Umfrage, wie sich die Lage an den Schulen darstellt. Eindrucksvoll wurde verdeutlicht, wie stark die Schulleitungen belastet sind:
- zu wenig Leitungszeit,
- hohe Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen,
- fast alle können sich nicht vorstellen, das Amt unter diesen Bedingungen bis zum Ruhestand auszuüben,
- mangelnde Wertschätzung durch den Dienstherrn.
Lisa Brausch brachte die desolate Situation an den Grund- und Förderschulen in ihrem Statement auf den Punkt: immense Verwaltungsaufgaben, Schulentwicklung, Inklusion, Kooperation, Elternarbeit, digitale Bildung und dazu noch die sehr hohe Unterrichtsverpflichtung sind für die Kolleginnen und Kollegen nicht mehr leistbar. Hinzu kommt die deutlich geringere Bezahlung in den Grundschulen gegenüber den Leitungen an anderen Schulformen.
Unterstützt wurde das Statement der Landesvorsitzenden durch die Schilderungen der beiden Schulleitungen im Podium aus der alltäglichen Praxis heraus.
Das Nicken und der Applaus des Publikums bestätigten die Erfahrungen der Redner – genau so geht es allen, die in den Reihen saßen.
In ihren Antworten auf die dargestellte Problematik zeigte die Ministerin Verständnis und bedankte sich erneut für die geleistete Arbeit. Sie stellte dar, was sie in den vergangenen Jahren alles für die Bildung erreicht habe, von der Schulsozialarbeit, den Sprachförderlehrkräften über die Installation der multiprofessionellen Teams, der Angleichung der Besoldung in den Gemeinschaftsschulen bis hin zur Freistellung der Leitungen in den Kitas – nur für die Grund- und Förderschulen war nichts dabei und steht auch wenig bis nichts in Aussicht.
Gekommen waren die vielen Schulleiterinnen und Schulleiter in dem Vertrauen, dass Ministerin Streichert-Clivot die Anliegen zur Chefinnensache macht und vehement für eine Entlastung der Grund- und Förderschulleitungen kämpft, vor allem um zusätzliche Leitungsstunden, damit die Schulleiterinnen und Schulleiter der hohen Arbeitsbelastung gerecht werden können.
Gegangen sind alle mit dem Gefühl, dass die Grund- und Förderschulen gegenüber den anderen Schulformen noch immer stiefkindlich behandelt werden und kaum Aussicht auf Verbesserung besteht.
Die Frustration ist und bleibt groß, das Gefühl von Wertschätzung eher klein.
Jedoch verspricht der SLLV auch nach der Podiumsdiskussion:
Wir bleiben an dem Thema dran und wir setzen uns weiterhin mit aller Kraft für eine Entlastung ein!
Wir sind eine starke Gemeinschaft!
Der Saal während der Diskussion war voll.
Die Diskussion fand in der Handwerkskammer des Saarlandes statt.
Alle Bilder der Podiumsdiskussion:
© Petra Meier-Ziemiak und Moni Greiveldinger