LuSh – Ausgabe 06/2022 – Warnung vor Schnellschüssen der Landesregierung
Warnung vor Schnellschüssen der Landesregierung
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
unsere Lebenswelt hat sich verändert, berufliche, technologische und gesellschaftliche Entwicklungen führen zu einer Veränderung in Familie und Kindheit. Die Schule muss auf diese Veränderungen reagieren. Ja, Schule muss neu gedacht werden. Die Öffnung für multiprofessionelle Teams und Unterstützungskontingente durch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter ist sicherlich der richtige Weg, das wird auch vom SLLV so gesehen und begrüßt.
Eine Erneuerung von Schule kann aber nur gelingen, wenn man alle Hauptakteure in diesen Reformprozess einbindet. Daher kritisiert der SLLV nicht den Reformwillen der Landesregierung, sondern den Weg, den sie dazu beschreitet. Ausgestattet durch absolute Mehrheitsverhältnisse versucht sie ohne nötigen Diskurs, ihre Vorstellungen durchzusetzen. Dabei vergisst sie, die Hauptakteure zu fragen, und verspielt den besseren Weg, Schule neu zu denken und zu optimieren. Angeordnete und schnell gestrickte Reformen werden nicht greifen, wenn man die Akteure nicht mit ins Boot nimmt.
Es bedarf hierzu auch der Expertise der Lehrerverbände, Schulpsychologen und bereits agierenden Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter. Wenn dies nicht geschieht, werden Fragen offenbleiben und notwendige Neuansätze verpuffen. Beispielsweise ist immer noch nicht geklärt, wer für die jeweiligen Mitglieder der multiprofessionellen Teams weisungsbefugt ist. Auch die genauen Aufgabenfelder im gemeinsamen Arbeiten müssen klar definiert werden. Für den kollegialen Austausch müssen dringend die erforderlichen Zeitressourcen zur Verfügung gestellt werden. Zwischen Tür und Angel lassen sich keine professionellen Gespräche zum Wohle der Schülerschaft führen. Auch die Rolle der Schulleitung muss neu gedacht werden. All dies gilt es noch zu klären.
Schule neu denken, Schule verändern und das Haus des Lernens optimieren, das will auch der SLLV.
Weder rückwärtsgewandte normative Glaubensansätze noch ideologisch motivierte Reformanordnungen sind der richtige Weg.
Es braucht den breiteren Diskurs und die Expertise der Akteure, um gut gemeinte, aber kontraproduktive Schnellschüsse zu vermeiden.
Die Zeit dazu sollten wir uns nehmen.
Ihre Landesvorsitzende
Lisa Brausch