LuSh – Ausgabe – 05-06/23
Künstliche Intelligenz in der Schule
Seit einiger Zeit wird der Einsatz von „ChatGPT“ in der Schule diskutiert. Der SLLV sollte kürzlich eine Stellungnahme dazu abgeben, obwohl wir uns im Landesvorstand noch gar nicht über dieses Thema ausgetauscht hatten, als die Anfrage kam. Zum Teil mussten wir uns erst mal informieren, was unter ChatGPT überhaupt zu verstehen ist.
ChatGPT ist ein Sprachmodell der künstlichen Intelligenz (KI). Es wurde darauf trainiert, menschenähnliche Konversationen mit Nutzerinnen und Nutzern zu führen, indem es natürliche Sprache in Echtzeit verarbeitet und darauf reagiert. Das Modell nutzt eine große Menge an Daten, um menschenähnliche Konversationen zu generieren. Das Besondere an ChatGPT ist, dass es in der Lage ist, kontextbezogen auf eine Vielzahl von Fragen und Anfragen zu reagieren und aufgrund seines Datensatzes (im Prinzip das Internet) menschenähnliche Antworten zu geben. Dies macht es zu einem Werkzeug, das zum Erstellen von Texten oder zum Umformulieren von Texten genutzt werden kann. Damit wird dieses Programm besonders für Schülerinnen und Schüler interessant: Fragen werden in Sekunden beantwortet, Texte werden geschrieben, die dann für Hausaufgaben, Referate, Hausarbeiten usw. genutzt werden können. Auch im Unterricht ist der Einsatz von KI-Technologie denkbar, denn sie könnte dabei helfen, eine personalisierte Lernumgebung zu schaffen, die den individuellen Bedürfnissen und Lernstilen von Schülerinnen und Schülern entspricht. Das würde die Unterrichtsvorbereitung erleichtern. Sie könnte auch dazu beitragen, den Lehrkräften Zeit zu sparen, indem es ihnen ermöglicht, häufig gestellte Fragen oder Anfragen von Schülerinnen und Schülern automatisch zu beantworten.
Noch ist diese Technologie, so berichten Anwender und Anwenderinnen, fehlerbehaftet, die Ergebnisse sind sehr oberflächlich und Quellen werden nicht genannt. Es ist auch zu beachten, dass ChatGPT nur so gut ist wie die Daten, auf denen es basiert. Es werden auch ethische Fragen aufgeworfen. Es ist allerdings zu erwarten, dass es in diesem Bereich rasante Weiterentwicklungen geben wird, sodass wir im Schulalltag immer mehr mit ihnen konfrontiert werden. Diese neue Technologie und ihr möglicher Gebrauch im Rahmen von Schule werfen viele Fragen auf und bereiten insbesondere Lehrkräften auch Sorgen. Wir können aber die Augen nicht verschließen und erwarten, dass die KI vor den Schultoren ausgesperrt bleiben wird. Ein Verbot von ChatGPT wird nicht realistisch sein. Möglicherweise müssen unsere gewohnten Formen der Leistungen bzw. der Leistungsbewertungen verändert werden. Vielleicht muss zukünftig Software zum Erkennen von KI eingesetzt werden, die aber zurzeit noch fehlerhaft ist. Eventuell wird sich die Rolle von Lehrkräften ändern.
Dass KI das gesamte Schulsystem revolutionieren wird, wie manche befürchten oder hoffen, ist jedoch eher unwahrscheinlich, denn keine Technologie wird den persönlichen Austausch und die Beziehung zwischen Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern ersetzen können. Sie kann möglicherweise ein nützliches Werkzeug werden, sollte aber in der Schule mit Bedacht und unter Berücksichtigung der ethischen und pädagogischen Implikationen eingesetzt werden. Bei der Einführung von KI-Technologien müssen unbedingt Lehrkräfte, Eltern sowie Schüler und Schülerinnen einbezogen werden, um sicherzustellen, dass sie den Bedürfnissen und Interessen aller entsprechen und ein ausreichender Datenschutz gewährleistet ist. Es sollte zunächst überlegt werden, wie ein sinnvoller Umgang von ChatGPT aussehen kann und in welchen Bereichen er einen Mehrwert hat. Die Rahmenbedingungen für solche Überlegungen und schließlich für den Einsatz von KI in der Schule muss das Bildungsministerium schaffen. Es darf auf keinen Fall so sein, dass wir Lehrkräfte von einer Entwicklung überrollt werden, auf die wir nur noch reagieren können. So wie wir Lehrkräfte die Augen nicht verschließen können, dürfen auch die Verantwortlichen keine Vogel-Strauß-Politik betreiben. Sie müssen uns in den Schulen dabei helfen, den richtigen Umgang mit KI zu finden, damit gravierende Probleme, die erwartet werden können, gar nicht erst entstehen. Wir fordern, dass man im Bildungsministerium die Hausaufgaben macht und die Entwicklungen im Bereich KI nicht verschläft!
Mit kollegialen Grüßen
Ihre Michaela Günther
stellvertretende Landesvorsitzende