LuSh – Ausgabe 02/2023 – Vorwort – Leistungsprämie für Lehrkräfte? Nein danke!
Leistungsprämie für Lehrkräfte? Nein danke!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Bundesbildungsministerin, Bettina Stark-Watzinger, eröffnete Anfang Dezember eine Debatte über Leistungsanreize für Lehrerinnen und Lehrer. Sie schlug vor, „gute Leistungen“ besser zu belohnen. Sie ist der Meinung, die „vielen motivierten und engagierten Lehrkräfte“ bräuchten „nicht nur mehr Anerkennung, sondern auch eine leistungsorientiertere Bezahlung“. Bei allem Respekt kann man über einen solchen Vorschlag nur den Kopf schütteln. Er suggeriert, dass Lehrkräfte nur etwas mehr Anreize brauchen, um dann gut oder besser zu arbeiten. Wer so etwas fordert, schmälert die Leistungen der Lehrkräfte und ihr Engagement in einem täglichen Schulalltag, der oftmals unter erschwerten Bedingungen stattfindet. Der Vorschlag schadet zudem dem Ansehen von Lehrerinnen und Lehrern, statt in den Vordergrund zu stellen, welchen Belastungen sie tagtäglich ausgesetzt sind, egal in welcher Schulform sie unterrichten. Lehrkräfte leisten bereits sehr viel! Sie brauchen keine Bonbönchen für einzelne, um besser zu werden. Was sie brauchen, sind gute und gesunde Arbeitsbedingungen. Natürlich gehört die Bezahlung auch zu einer Berufszufriedenheit dazu. Doch bevor man einzelne Lehrkräfte mit Prämien oder Beförderungsstellen belohnt, sollte eine gerechte Besoldung aller umgesetzt werden, indem man Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern endlich die A13 zugesteht.
Mit ihrem Vorschlag möchte die Bundesbildungsministerin auch den Lehrkräftemangel angehen. Sie glaubt, dass Aussichten auf leistungsbezogene Belohnungen den Lehrerberuf attraktiver machen würden. Das einzig Gute an dem Ansatz ist, dass immerhin der Mangel an Lehrkräften anerkannt wird. Das war lange Zeit nicht der Fall, obwohl wir Lehrerverbände seit Jahren immer wieder darauf hingewiesen haben. Gleichzeitig ist der Vorschlag absolut ungeeignet, um mehr Lehrkräfte zu gewinnen. Junge Menschen entscheiden sich immer weniger für den Lehrerberuf, nicht weil es an Anreizen fehlt, sondern weil die schwierigen Arbeitsbedingungen von Lehrkräften mittlerweile allgemein bekannt sind. Die Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz und die Vorteile einer Beamtenstelle reichen vielen nicht, um sich für ein Lehramtsstudium zu entscheiden. Mit neuen, unausgegorenen Ideen wie der der Bundesbildungsministerin wird sich daran nichts ändern. Der SLLV hat ganz andere Vorschläge, die dadurch, dass sie schon seit Jahren immer wieder formuliert worden sind, nicht ihre Gültigkeit verlieren: Eine gerechte Besoldung für alle, kleinere Klassen, mehr Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, eine geringere Unterrichtsverpflichtung und Entlastungen für Schulleitungen würden den Lehrerberuf attraktiv machen. Würde all das endlich umgesetzt werden, würde sich schnell rumsprechen, dass man als Lehrerin/Lehrer mit Freude einen Beruf ausüben kann, in dem man gesund und nicht ausgebrannt die Altersgrenze erreichen kann.
Mit kollegialen Grüßen
Michaela Günther
(stellvertretende Landesvorsitzende)