LuSh – Ausgabe 02/2023 – Dies und Dass – Schreibaktionen mit Posti-Ingo
Ein besonderes Angebot in der Schulregion St. Wendel:
Schreibaktionen mit Posti-Ingo
Wir blicken zunächst zurück auf das Jahr 2007 – genauer gesagt die Vorweihnachtszeit 2007. Die vorangegangene Schulstrukturreform hatte dazu geführt, dass die betroffenen Schulen auslaufend geschlossen wurden. Dies betraf auch die damalige Grundschule Urweiler, sodass alle Kinder ihres ehemaligen Einzugsgebietes von nun an die Grundschule Nikolaus Obertreis in St. Wendel besuchten. Fast zeitgleich mit den Schülerinnen und Schülern kam auch der örtliche Postzusteller – liebevoll „Posti-Ingo“ von den Kindern genannt – mit einem nicht alltäglichen, aber umso interessanteren Angebot an die Schule:
Schulkinder schreiben Briefe ans Christkind
Ausgestattet mit weihnachtlichem Briefpapier, passenden Stickern, Briefkuvert samt Briefmarke, Nikolaustellern mit Plätzchen und Nüssen, einem CD-Player für stimmungsvolle Weihnachtsmusik unter dem Arm – so erinnern sich inzwischen etliche Schulkinder und ebenso auch Lehrkräfte gerne an die erste Begegnung mit „unserem“ Posti-Ingo alias Ingo Jaudt zurück. Posti-Ingo hatte damals wie heute nicht nur die notwendigen Materialien, sondern – viel wichtiger noch – auch die passenden Adressen von Weihnachtspostämtern im Gepäck. Aber der Reihe nach …
Nachdem der jeweilige Klassenraum alle Jahre wieder weihnachtlich geschmückt worden ist, die Plätzchenteller verteilt und die Materialien bereitgelegt worden sind, erläutert Posti-Ingo gemeinsam mit der jeweiligen Lehrkraft zunächst den Aufbau eines Briefes an der Tafel. Ideen für Anreden und Beispielsätze werden zusammengetragen. Im Anschluss schreibt jedes teilnehmende Kind seine persönlichen Sätze und Wünsche an das Christkind. Die so entstehenden Briefe werden kreativ und liebevoll mit Weihnachtsstickern, Glitzerdekor, selbst gemalten Bildern usw. dekoriert und in ein sogenanntes Klassenkuvert gepackt. Posti-Ingo, der sehr gute Kontakte zu den Helferinnen und Helfern des Christkindes pflegt, hat selbstverständlich die besten Adressen innerdeutscher Weihnachtspostämter im Kopf. So werden die Briefe im jährlichen Wechsel beispielsweise nach Himmelpfort, Engelskirchen usw. verschickt. Hierzu wird das Klassenkuvert mit einer bereitgestellten Briefmarke versehen, zusätzlich auch noch von außen hübsch weihnachtlich verziert und dann – sofern es die Zeit erlaubt – gemeinsam von Kindern, Lehrkraft und Posti-Ingo zum nächstgelegenen Briefkasten gebracht. Nun gilt es, 2 bis 3 Wochen abzuwarten …
Nach Ablauf dieser Zeit kommen die jeweiligen Klassenkuverts an die Schule zurück und die Spannung erreicht ihren Höhepunkt: Jedes Kind findet darin einen individuellen Antwortbrief, welcher zuvor im betreffenden Weihnachtspostamt von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern verfasst worden ist. Obwohl damit noch nicht sicher gesagt werden kann, ob einer der weihnachtlichen Wünsche tatsächlich in Erfüllung gehen wird, ist die Freude über die persönliche Antwort entsprechend groß und das Funkeln in so manchem Kinderauge bereits vor dem großen Fest deutlich zu erkennen.
Sommerferien-Postkartenaktion
Bereits einige Jahre später hat Posti-Ingo einen weiteren Schreibanlass geschaffen, welcher jedoch in der wärmeren Jahreshälfte, sprich zur Sommerferienzeit, stattfindet: Das Angebot besteht darin, eine kreative Ferienpostkarte zu verfassen und an das eigens dafür geschaffene Postfach von Posti-Ingo zu verschicken bzw. vor Ort selbst einzuwerfen, sofern das Budget für die Briefmarke einmal zu knapp sein sollte oder die letzten Dollar, Pfund oder Kronen bereits in ein schönes Souvenir investiert wurden. Dabei sind Einsendungen aus fernen Urlaubsländern – von Neuseeland über den Kongo bis nach Grönland – und auch die eingesendeten Formate bis hin zu einer echten Flaschenpost sicherlich interessant, aber spannende Botschaften, teilweise sogar ganze Ferienberichte aus dem örtlichen Freibad, Zeltlager oder von der heimatlichen Picknickdecke, sind mindestens genauso willkommen. Alle eingehenden Poststücke werden gesammelt und finden sich nach Ablauf der Sommerferien in einer Lostrommel wieder. An der jeweiligen Schule wird ein Ziehungstermin vereinbart und im Rahmen eines kleinen Events in Anwesenheit von Posti-Ingo, der kompletten Schülerschaft, des Kollegiums, häufig auch des jeweiligen Bürgermeisters sowie im Beisein von Sponsoren durchgeführt. Aus allen Einsendungen unabhängig vom Absendeort werden Hauptgewinner/-innen gezogen, die sich über interessante Preise wie in jedem Jahr eine Familieneintrittskarte für den Europapark in Rust, eine Saisonkarte für das Schwimmbad vor Ort usw. freuen können. Die beiden Klassen mit den prozentual höchsten Quoten an Einsendungen dürfen sich zusätzlich über eine Busfahrt nach Saarbrücken ins Verteilzentrum der Deutschen Post mit inkludierter Führung und Verköstigung freuen – für die Teilnehmer/-innen ein exklusiver Einblick und für die Schulen ohne jegliche Kosten.
Zusätzlich zu den beiden genannten Aktionen, die ohne Unterbrechung – selbst während der Corona-Pandemie in abgeändertem Format – bislang seit 2007 jährlich stattfanden, engagiert sich Ingo Jaudt auch noch im Rahmen des „Welttages des Buches“ und beliefert die Schulen mit altersgemäßer Kinderliteratur, welche er zuvor selbst organisiert hat.
Ingo Jaudt hat die dargestellten Aktionen seit Jahren auf fünf Schulen in der Schulregion St. Wendel ausgeweitet: So können sich zahlreiche Schülerinnen und Schüler an den Grundschulen in Ottweiler-Neumünster und Ottweiler-Lehbesch, an der Grundschule Namborn, an der Grundschule Freisen-Oberkirchen und wie bereits erwähnt an der Grundschule Nikolaus Obertreis in St. Wendel über wertvolle und ebenso abwechslungsreiche Schreibanlässe freuen.
In einer Zeit, in der mittlerweile vorrangig über elektronische Wege bzw. soziale Netzwerke kommuniziert wird, darf das persönliche und kreative Schreiben nicht in Vergessenheit geraten und sollte umso mehr Beachtung finden – zumal die betreffende Altersklasse die notwendige Schreibfreude mitbringt, welche durch die beschriebenen Aktionen sicherlich nur gefördert werden kann. Abschließend sei erwähnt, dass Ingo Jaudt den allergrößten Teil der genannten Projekte in seiner Freizeit vorbereitet und auch die Schulbesuche außerhalb seiner Dienstzeit, d. h. an seinen Urlaubstagen, mit Herzblut und größtem Engagement zum Wohle der Kinder anbietet und in Absprache mit den Schulen Jahr für Jahr erfolgreich umsetzt.
Herzlichen Dank, Posti-Ingo!