LuSh – Ausgabe 01/2023 – Dies und Dass – Interview mit Petra Jenal, Gründerin des Fördervereins „Ehrensache e. V“
Interview mit Petra Jenal, Gründerin des Fördervereins „Ehrensache e. V“
Am 25. April 2010 gründete Petra Jenal den Verein Ehrensache e. V., der sich für behinderte Menschen einsetzt. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Reittherapie der Öffentlichkeit näherzubringen und möglichst vielen behinderten Kindern eine solche Therapie zu ermöglichen. Darüber hinaus sorgt er für die Beschaffung von Ausrüstungsmaterial für Reiter und Pferd.
Unsere Kreisvorsitzende, Vanessa Peuckert, hat den Verein besucht und mit Petra Jenal ein interessantes Gespräch geführt.
Frau Jenal, Sie haben den Verein „Ehrensache e. V“ 2010 gegründet. Wie kam es dazu?
Ich wollte schon immer mit Kindern mit Behinderung arbeiten. Durch mein eigenes Pferd wusste ich, was Pferde bei Kindern bewirken können. Zunächst habe ich bei einer kleinen Einrichtung geholfen. Schnell habe ich jedoch gemerkt, dass die Arbeit sehr kostenintensiv ist. Da wuchs in mir die Idee, einen Verein zu gründen und mithilfe von Spendengeldern Kindern und Jugendlichen die Reittherapie zu ermöglichen.
Welches pädagogische Konzept steckt dahinter?
Wir arbeiten mit der Hippotherapie, das Pferd als enger Therapiepartner. Daher auch der Name (griech.: hippos = Pferd, therapeia = Behandlung). Hippotherapie ist Physiotherapie auf neurophysiologischer Basis mit und auf dem Pferd. Sie ergänzt und erweitert in einmaliger Weise die übliche neurophysiologische Physiotherapie.
Wer führt die Reittherapie durch?
Dafür haben wir speziell ausgebildete Reittherapeuten. Die Ausbildung dauert ein gutes Jahr und kostet um die 10.000 €.
Für wen ist die Reittherapie geeignet?
Im Prinzip für jeden. Es ist eine Therapie für Körper, Geist und Seele. Die Handicaps unserer Klienten sind sehr vielfältig, sprich geistig, körperlich oder psychisch. Vorrangig betreuen wir Kinder und Jugendliche, aber auch Anfragen von Erwachsenen nehmen wir, sofern es unsere Kapazitäten zulassen, gerne an. So betreuen wir aktuell Klienten im Alter zwischen 2 und 60 Jahren.
Wie kann man sich eine Reittherapiestunde vorstellen?
Zunächst findet ein Vorgespräch statt. In diesem Gespräch besprechen wir mit den Eltern, was die sich wünschen und vorstellen. Danach ist der erste Schritt, dass die Kinder das Pferd vom Boden aus kennenlernen. Dabei geht es darum, die Sinne der Kinder anzusprechen und Vertrauen aufzubauen. Sie putzen, streicheln, fühlen und riechen das Pferd. Im nächsten Schritt sitzen die Kinder auf dem Pferd und es wird versucht, die Gliedmaßen, die vom Handicap betroffen sind, auf dem Pferd zu mobilisieren.
Welchen Einfluss haben die Pferde auf die Kinder und Jugendlichen?
Man kann deutlich beobachten, wie Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen oder auch Kinder mit ADHS sich auf dem Pferd beruhigen. Auch bei Kindern, die unter epileptischen Anfällen leiden, ist zu beobachten, dass sich die Anfälle reduzieren. Man kann sagen, dass die Pferde die Kindern erden. Klienten, die zum Beispiel im Rollstuhl sitzen, spüren plötzlich Muskeln, die sie sonst nicht benutzen können. Die Kinder haben das Gefühl, dass sie selbst gehen. Dies liegt an der dreidimensionalen Schwingung des Pferderückens, die sich auf den Körper der Kinder überträgt.
Das sind wirklich große Erfolge. Wird die Therapie von der Krankenkasse übernommen?
Bisher leider nein. Wir wünschen uns sehr, dass die Krankenkassen diese Therapie endlich anerkennen, was bisher leider nicht der Fall ist. Wir finanzieren uns ausschließlich von Spenden und Sponsoring. Nur so können wir allen Eltern eine Therapie für ihr Kind ermöglichen. Auch denen, die das Geld dafür nicht hätten.
Wo kann man sich über den Verein informieren?
Auf unserer Internetseite www.einfachehrensache.de. Außerdem haben wir eine Seite bei Facebook und Instagram, auf denen man unsere Arbeit mitverfolgen kann.