Leitantrag des SLLV-Landesausschusses 2020
Leitantrag des SLLV- Landesausschusses 2020
Corona deckt Missstände an den Schulen schonungslos auf – SLLV sieht dringenden Handlungsbedarf
Die Coronakrise und ihre Auswirkungen auf die Schulen spiegeln in aller Deutlichkeit, dass sich Versäumnisse der Vergangenheit nun massiv rächen.
Die seit Jahren bestehende Personalisierung der Schulen auf Kante, der Sanierungsstau in den Schulen, das Verzögern der Digitalisierung machen in dieser schwierigen Zeit ein wirklich effektives Arbeiten nur schwerlich möglich.
Lehrerinnen und Lehrer werden an ihre Grenzen gebracht und befinden sich im Spagat zwischen Einhalten der durch den Musterhygieneplan erforderlichen Regeln und einem kreativen, schülergerechten Unterrichten unter den gegebenen Rahmenvorgaben.
Der SLLV hält die vollzogene Rückkehr zum Präsenzunterricht nach den Sommerferien zwar für einen erforderlichen Schritt. Jedoch darf dies nicht zu jedem Preis geschehen. Vor allem darf es nicht einzig zu Lasten der Lehrerschaft umgesetzt werden.
Der SLLV fordert in diesem Zusammenhang:
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eine bessere Grundpersonalisierung der Schulen
Bereits zu Beginn des Schuljahres zeigt sich, dass die Schulen durch die enge Personalisierung an ihre Grenzen stoßen. Der Wegfall von Lehrkräften für den Einsatz im Präsenzunterricht durch Beschäftigungsverbot wegen Schwangerschaft, Vulnerabilität und Quarantäne kann im eigenen System kaum kompensiert werden. Es ist dringend geboten, die Schulen über den Grundbedarf hinaus mit einem Puffer auszustatten. Auch um die erforderlichen Fortbildungen besonders im Bereich der digitalen Bildung wahrnehmen zu können, müssen die Schulen besser ausgestattet werden.
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eine deutliche Ausweitung der mobilen Lehrerreserve
Schon nach der kurzen Zeit im neuen Schuljahr ist die mobile Lehrerreserve aufgebraucht. Vertretungen müssen die Schulen größtenteils aus eigener Kraft stemmen. Und das schon jetzt, wo die eigentliche Grippewelle, die in jedem Jahr zu Personalnot führt, noch gar nicht begonnen hat. Dies geht auf Kosten der Gesundheit und mindert die Unterrichtsqualität.
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den Einsatz von Schulhelfern für außerunterrichtliche Aufgaben
Da die Lerngruppen und Klassen nicht durchmischt werden dürfen, kommt es zu unterschiedlichen Pausenzeiten. Die Lehrkräfte haben dadurch einen erhöhten Mehraufwand, weil sie ihre Schülerinnen und Schüler in den Pausen selbst betreuen müssen. Dadurch fallen zum einen ihre eigenen Erholungsphasen während des Unterrichtsgeschehens weg, zum anderen bleibt auch keine Zeit mehr für den kollegialen Austausch. Des Weiteren sind vielfältige außerunterrichtliche Aufgaben hinzugekommen wie Toilettenaufsicht, Kontrolle des regelmäßigen Händewaschens oder der Laufwege. Diese Aufgaben sowie auch den Einsatz von Lehrkräften in der Mittagszeit, beim Essen und Spielen im Bereich der gebundenen Ganztagsschulen, sollen von anderen pädagogischen Kräften wahrgenommen werden, damit Lehrkräfte ihrem eigentlichen Auftrag, dem Unterrichten nachkommen, sich austauschen und eigene Pausen wahrnehmen können.
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Kleinere Klassen – keine Klasse über 20!
In großen Klassen oder Lerngruppen gelingt es überhaupt nicht, den erforderlichen Abstand einzuhalten. Die Teilbeschulung ab Ende Mai hat nach Rückmeldung vieler Lehrkräfte außerdem in aller Deutlichkeit gezeigt, dass es in kleineren Gruppen weitaus besser gelingt, alle Schülerinnen und Schüler nach ihren Bedarfen individuell zu fördern.
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Schichtbetrieb und Rückkehr zum Hybridunterricht nicht gänzlich ausschließen
Dort, wo es nicht mehr gelingt, durch Wegfall von Personal durch Erkrankungen oder Quarantäne einen geordneten Schulbetrieb aufrecht zu erhalten, muss vor Zusammenlegung von Klassen und Lerngruppen über einen Schichtbetrieb oder Hybridunterricht nachgedacht werden. Das Zusammenlegen von Klassen ist aus pädagogischer und epidemischer Sicht nicht verantwortbar. Hier muss auch die verlässliche Grundschule auf den Prüfstand gestellt werden.
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Aussetzen des Kooperationsjahres Kindergarten – Grundschule zu Gunsten einer Förderung der jetzigen Erstklässler bis zum Schulhalbjahr
Den jetzigen Erstklässlern fehlen durch den Lockdown die wichtigen letzten Monate im Kindergarten, in welchen sie intensiv auf den Schulbesuch vorbereitet werden. Um diese Defizite auszugleichen, braucht es mehr individuelle Förderung. Die für das Koop-Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen sollen deshalb in das jetzige erste Schuljahr fließen. Den jetzigen Vorschulkindern bleibt bei Aufnahme des Kooperationsjahres zum Schulhalbjahr noch genügend Zeit zum Vorbereiten auf den Schulbesuch.
Des Weiteren kommt es unter Pandemieaspekten durch den Besuch von Lehrkräften in Kindertageseinrichtungen (oft in mehreren) zu äußerst problematischen Durchmischungen von mehreren Einrichtungen. Dies gilt es im Hinblick auf die steigenden Infektionszahlen dringend zu vermeiden.
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Vorantreiben der digitalen Bildung
Nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch für einen zeitgemäßen Unterricht ist der Ausbau der digitalen Bildung unerlässlich.
Der SLLV fordert in diesem Zusammenhang:
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den Ausbau der Internetverbindungen unter Einhaltung notwendiger Mindeststandards hinsichtlich Stabilität und Geschwindigkeit an allen Schulen.
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die zügige Umsetzung eines günstigen Internetzugangs für alle Schülerinnen und Schüler zur Realisierung von Fernunterricht.
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die bedarfsgerechte 1:1 Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte mit mobilen Endgeräten.
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kontinuierlichen professionellen Support bei der Installation und Wartung der Ausstattung durch speziell für diesen Aufgabenbereich ausgebildete Systemadministratoren.
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vereinfachte und entbürokratisierte Genehmigungsverfahren für die Gelder aus dem Digitalpakt.
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bedarfsgerechte, sichere, jederzeit verfügbare qualitativ hochwertige Angebote bezüglich Software, Lernplattformen und digitalen Endgeräten.
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Wahlfreiheit bezüglich der verwendeten digitalen Plattformen.
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geeignete medienpädagogische Aus- und Fortbildungsangebote für alle Fächer.
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feste Verankerung von Themen wie Medienbildung, – didaktik und -pädagogik in den Curricula.
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Behebung des Sanierungsstaus bei sanitären Anlagen und Bereitstellen von Lüftungssystemen für die Klassenräume durch die Schulträger
Viele Schulen beklagen seit Jahren einen Sanierungsstau bei den Schulgebäuden. Durch die Pandemie wird dies nun nochmals in den Vordergrund gerückt.
Der SLLV fordert in diesem Zusammenhang vorrangig:
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für alle Klassenräume Waschbecken.
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Sanierung von sanitären Anlagen, wo es erforderlich ist.
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Öffnungsmöglichkeiten von Fenstern in allen Klassenräumen zur Stoßlüftung.
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Lüftungsanlagen für alle Klassenräume.