Pressemitteilung vom 08.12.2025: Lehrkräfte brauchen Vertrauen, keine Dauerüberprüfung
Saarlouis, 08.12.25
Pressemitteilung: Lehrkräfte brauchen Vertrauen, keine Dauerüberprüfung
Die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften unterscheiden sich in den Bundesländern teils erheblich – ein aktuelles Beispiel ist das Thema Revisionen, die dienstlichen Unterrichtsbesuche zur Leistungsbeurteilung. Thüringen geht derzeit neue Wege und hat die Revisionen vollständig abgeschafft. Im Saarland hingegen müssen Lehrkräfte nach Abschluss des Referendariats in den ersten drei Jahren jährlich revidiert werden; alle übrigen Kolleg:innen unterliegen ebenfalls einer regelmäßigen Revisionspflicht.
Für die Schulleitungen bedeutet dies einen hohen organisatorischen Aufwand in einem ohnehin übervollen Arbeitspensum, während die Lehrkräfte – insbesondere die Berufseinsteiger:innen – durch die häufigen Beurteilungen unnötig unter Druck geraten. Dabei könnten diese ihre Zeit weitaus sinnvoller in Schulentwicklungsprozesse oder kollegiale Gespräche investieren. „Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen brauchen Entlastung, nicht zusätzlichen Prüfungsdruck. Revisionen schaffen keine Qualität, sie erzeugen vor allem Stress – Stress, den junge Lehrkräfte nach dem Referendariat gerade erst überstanden haben“, erklärt Sabrina Scheid, Landessprecherin des Jungen SLLV.
Zudem kennen Schulleitungen die pädagogische, fachliche und didaktische Arbeit ihrer Lehrkräfte aus dem täglichen Schulbetrieb und können Entwicklungsbedarfe realistisch einschätzen. Ministeriell vorgegebene Prüfmechanismen leisten hierbei keinen Mehrwert. Sie erhöhen lediglich die Verwaltungslast und binden Zeit, die Schulleitungen für Personalführung, Krisenmanagement, Schulentwicklung oder pädagogische Steuerung bräuchten.
Thüringen zeigt mit der Abschaffung der Regelbeurteilungen hingegen, dass Entlastung möglich ist. Die dort freiwerdende Zeit soll laut dem Thüringer Bildungsminister Tischner unmittelbar in Unterricht und individuelle Förderung fließen – ein Schritt, den auch der Thüringer Lehrerverband ausdrücklich begrüßt. Auch Rheinland-Pfalz setzt seit langem auf ein revisionsfreies System. Für das Saarland ist das Festhalten an Regelbeurteilungen ein Nachteil, denn angesichts des ohnehin großen Lehrkräftemangels verliert das Land dadurch an Attraktivität im direkten Wettbewerbsumfeld.
„Wenn wir echte Schulentwicklung wollen, müssen auch wir auf Vertrauen setzen – Regelbeurteilungen stehen im direkten Widerspruch dazu und sind aus der Zeit gefallen“, betont Scheid.
Der SLLV fordert daher, dass auch das Saarland dem Thüringer Beispiel folgt und die Revisionen konsequent abschafft. „Mit einer Abschaffung der Revisionspflicht würden wir zwei Ebenen gleichzeitig entlasten: Lehrkräfte und Schulleitungen. Das ist eine Win-Win-Situation, die wichtige Ressourcen freisetzt und Schule spürbar stärkt“, erklärt Scheid abschließend. „Vertrauen statt Kontrolle, Unterstützung statt Druck – das ist der Weg, wie Schule heute funktionieren sollte.“
Die Pressemitteilung im PDF-Format: 2025-12-08 Lehrkräfte brauchen Vertrauen, keine Dauerüberprüfung
