Pressemitteilung vom 2. Juli 2025: Reformen mit Nebenwirkungen – Saar-Bildung braucht echte Kurskorrektur

Pressemitteilung vom 02.07.2025:
Reformen mit Nebenwirkungen – Saar-Bildung braucht echte Kurskorrektur
Der Artikel in der Saarbrücker Zeitung vom 27.06.2025 verdeutlicht erneut die besorgniserregende Lage an saarländischen Schulen. Die Einschätzung der Arbeitskammer bestätigt das, was Lehrkräfte tagtäglich erleben: Ineffiziente Reformen, Ressourcenmangel und Schüler:innen, die von der Schule nicht mehr erreicht werden. „Was wir erleben, ist das Ergebnis jahrelanger bildungspolitischer Versäumnisse“, urteilt Britta Magenreuter, stellvertretende Vorsitzende des saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (SLLV) und Referentin für Gemeinschaftsschulen.
Es wird zwar viel Geld ausgegeben – aber oft an den Bedürfnissen der Schule vorbei. Statt neue Referate im Ministerium zu schaffen, müssten mehr Lehrer:innen eingestellt und kleinere Klassen ermöglicht werden. Vor allem die Gemeinschaftsschulen ächzen unter wachsender Heterogenität. Zwei Fremdsprachen ab Klasse 5 sowie gekürzte Klassenlehrerstunden belasten die Situation zusätzlich. Das Fach Deutsch muss mit der neuen GemSVO bis Klasse 8 im Klassenverband unterrichtet werden. Magenreuter kritisiert: „Gerade hier wäre Differenzierung in Kurse wichtig, denn für den HSA müssen die Schüler:innen auf Bewerbung und Beruf vorbereitet werden. Ohne Kursdifferenzierung geraten sowohl leistungsstarke als auch leistungsschwächere Schüler ins Hintertreffen.“
Die unzureichende Sprachförderung für geflüchtete Kinder verschärft zudem soziale Ungleichheit. Von Integration kann nicht die Rede sein, wenn es keine DAZ-Lehrkräfte oder Willkommensklassen gibt. Viele Kinder bleiben im Schulalltag ohne gezielte Unterstützung. Hinzu kommt eine Reformpraxis, die Leistungen entwertet: Wer in Klasse 5 bis 8 kaum Lernfortschritte zeigt, rutscht dennoch automatisch durch, da Versetzungsentscheidungen erst ab Klasse 8 getroffen werden – mit gravierenden Folgen: Laut Arbeitskammer verlässt jeder zehnte Jugendliche im Saarland die Schule ohne Abschluss. Jeder fünfte junge Erwachsene bleibt ohne Berufsabschluss.
Viele Maßnahmen der letzten Jahre gehen an der schulischen Realität vorbei. Auch die Gemeinschaftsschulen stehen unter hohem Druck: Sie tragen einen großen Teil der Herausforderungen im Bereich Inklusion, Integration und Leistungsheterogenität – häufig ohne ausreichende personelle oder strukturelle Unterstützung.
„Wenn „Bildung neu denken“ mehr sein soll als ein Schlagwort, braucht es eine klare Rückbesinnung auf pädagogisch Sinnvolles – statt symbolischer Reformpolitik“, resümiert Magenreuter.
Aufgrund dessen fordert der SLLV:
- Maximal 20 Schüler:innen pro Klasse (bei Förderbedarf: max. 15)
- Versetzungsentscheidung spätestens ab Klasse 6 – Minderleistungen müssen früh aufgearbeitet werden
- Mehr Lehrerstellen, echte Doppelbesetzungen bei Inklusion
- Kursunterricht in allen Hauptfächern, besonders Deutsch ab Klasse 7
- Mehr Förder- und DAZ-Lehrkräfte mit ausreichender Stundenzahl
- Willkommensklassen für geflüchtete Kinder zur sprachlichen Vorbereitung
Pressemitteilung im PDF-Format: Presse 02.07.2025