Burn-out vermeiden
Burn-out vermeiden
Arbeitsdruck und emotionale Belastung bringen Lehrkräfte häufig an den Rand des Burn-outs. Was dahintersteckt und welche Folgen eine ausgebrannte Lehrkraft für Schülerinnen und Schüler haben kann, erklären wir im Artikel.
Der Lehrkräftemangel und seine Folgen bringen viele Lehrinnen und Lehrer an ihre Belastungsgrenze, die sie anfällig für Burn-out macht. Verschiedene Studien zeigen, dass bis zu 30 Prozent der Lehrkräfte an Burn-out-Symptomen leiden, was im Vergleich zu anderen Berufsgruppen, wie etwa im Gesundheitswesen oder im sozialen Bereich, relativ hoch ist. Zum Vergleich: Im Gesundheits- und sozialen Sektor leiden etwa 20 Prozent der Beschäftigten unter ähnlichen Symptomen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Lehrkräfte in ihrer spezifischen Rolle einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind.
Die Ursachen für Burn-out bei Lehrkräften sind vielfältig. Zunächst einmal spielt der hohe Arbeitsdruck eine entscheidende Rolle. Lehrkräfte müssen nicht nur Unterrichtsstunden vorbereiten und durchführen, sondern auch zahlreiche administrative Aufgaben erledigen, dokumentieren und auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Schüler eingehen. Dies führt oft zu einer Überlastung, die auf Dauer für viele nicht tragbar ist. Zusätzlich sind viele Lehrkräfte mit disziplinarischen Herausforderungen und Verhaltensproblemen in Schulen konfrontiert, was den Stress weiter erhöht.
Ein weiterer bedeutender Faktor ist die emotionale Belastung, die mit der Rolle der Lehrkraft verbunden ist. Sie investieren viel in Beziehungen zu ihren Schülerinnen und Schülern, was dazu führen kann, dass sie sich verantwortlich für deren Lernen und Wohlbefinden fühlen. Wenn diese Verantwortung als überwältigend erlebt wird, kann dies zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und zur inneren Erschöpfung führen.
Ein hilfreiches Konzept zur Erklärung der Anfälligkeit von Lehrkräften für Burn-out sind die drei psychologischen Grundbedürfnisse nach Deci und Ryan: Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit.
- Autonomie: Lehrkräfte benötigen ein Gefühl der Selbstbestimmung, um sich in ihrer Rolle wohlzufühlen. Wenn sie das Gefühl haben, von außen kontrolliert zu werden – sei es durch strenge Lehrpläne oder Vorgaben –, kann dies zu Unzufriedenheit und einem Gefühl der Ohnmacht führen.
- Kompetenz: Lehrkräfte müssen das Gefühl haben, kompetent und erfolgreich in ihrem Beruf zu sein. Wenn sie jedoch regelmäßig mit Herausforderungen konfrontiert werden, die sie nicht bewältigen können – sei es aufgrund von unzureichenden Ressourcen oder mangelnder Unterstützung –, kann dies zu einem verminderten Selbstwertgefühl und letztlich zu Burn-out führen.
- Soziale Eingebundenheit: Ein starkes unterstützendes Netzwerk ist für Lehrkräfte entscheidend. Wenn das Gefühl der Isolation besteht, sei es durch Konkurrenz unter Kolleginnen und Kollegen oder mangelnde Unterstützung durch die Schulleitung, kann dies zusätzliche Stressfaktoren in der bereits anspruchsvollen Arbeit schaffen.
Die Anfälligkeit von Lehrkräften für Burn-out entsteht also durch einen gefährlichen Mix aus hohem Arbeitsdruck, emotionaler Belastung und der Missachtung grundlegender psychologischer Bedürfnisse. Indem man diese Faktoren anerkennt und adressiert, können Schulen und Bildungseinrichtungen den Weg für eine gesunde und unterstützende Arbeitsumgebung ebnen, die Lehrkräfte stärkt und schützt.
Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche
Die Auswirkungen von Burn-out bei Lehrkräften gehen über die betroffenen Fachkräfte hinaus und können sich auf die Schülerinnen und Schüler auswirken.
Ungleichmäßige Unterrichtsqualität: Lehrkräfte, die aufgrund von Burn-out erschöpft oder emotional distanziert sind, können in ihrer Fähigkeit eingeschränkt sein, engagierten und effektiven Unterricht zu bieten. Dies kann zu einer geringeren Unterrichtsqualität führen, was wiederum die Motivation und das Lernen der Schülerinnen und Schüler beeinträchtigt.
Verminderte Unterstützung und Betreuung: Lehrkräfte sind häufig die ersten Ansprechpartner für Schüler, die Unterstützung und Hilfe benötigen. Ein Burn-out kann dazu führen, dass Lehrkräfte weniger empathisch und zugänglich sind. Dies kann dazu führen, dass Schüler sich nicht unterstützt fühlen und Schwierigkeiten haben, ihre Anliegen zu kommunizieren oder emotionale Probleme zu besprechen.
Negative Atmosphäre im Klassenzimmer: Eine Lehrkraft, die unter Burn-out leidet, kann eine angespannte oder negative Atmosphäre im Klassenzimmer schaffen, was das Lernen behindern und das Wohlbefinden der Schüler gefährden kann.
Schlechtere Beziehungen zu Schülern: Lehrkräfte, die emotional erschöpft sind, haben möglicherweise weniger Energie und Geduld, um positive Beziehungen zu ihren Schülern aufzubauen. Solche Beziehungen sind jedoch wichtig für das Lernen und die Entwicklung des Selbstwertgefühls bei Schülern. Wenn diese Bindungen fehlen, kann das zu einem Gefühl der Isolation und mangelnden Zugehörigkeit bei den Schülern führen.
Erhöhte Verhaltensprobleme: Eine gestresste und überlastete Lehrkraft kann Schwierigkeiten haben, Klassenräume zu managen und einen positiven Verhaltenskodex aufrechtzuerhalten. Dies kann dazu beitragen, dass Verhaltensprobleme unter den Schülern zunehmen, was sowohl das Lernerlebnis der Betroffenen als auch das der anderen Schüler negativ beeinflusst.
Beeinträchtigung der Lernmotivation: Wenn Schüler beobachten, dass ihre Lehrkräfte überfordert und frustriert sind, kann dies ihre eigene Motivation zum Lernen beeinflussen. Schüler könnten die Einstellung entwickeln, dass das Lernen unwichtig oder unangenehm ist, was langfristige Auswirkungen auf ihre akademischen Bemühungen haben kann.
Langfristige Folgen für das psychische Wohlbefinden: Die emotionale Stabilität und das psychische Wohlbefinden von Schülern können stark von der Unterstützung abhängen, die sie durch ihre Lehrkräfte erhalten. Wenn Lehrkräfte unter Burn-out leiden, kann dies zu einer ungünstigen emotionalen Umgebung führen, die das Risiko für psychische Gesundheitsprobleme bei den Schülern erhöht.
Das Wohlbefinden von Lehrkräften spielt eine entscheidende Rolle für das Lernen und die Entwicklung von Schülern. Die Förderung der psychischen Gesundheit der Lehrkräfte ist somit nicht nur für deren eigenes Wohl wichtig, sondern auch für die Schulgemeinschaft als ganze. Indem Schulen eine unterstützende und gesunde Arbeitsumgebung schaffen, können sie sowohl die Lehrkräfte als auch die Schülerschaft stärken und die besten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Lernen schaffen.
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