LuSh – Ausgabe 09-10/2024 – (K)ein weiteres Schuljahr im Zeichen des Lehrkräftemangels!
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(K)ein weiteres Schuljahr im Zeichen des Lehrkräftemangels!
„16 Bundesländer, ein Problem, kein Konzept“ (Deutschlandfunk online vom 5.6.2024), „Lehrermangel bleibt im neuen Schuljahr bundesweit ein großes Problem“ (Deutsches Schulportal online vom 30.7.2024), „Schülerzahl steigt stark an – das Saarland braucht mehr Lehrer“ (SZ vom 17.7.2024). Der Lehrkräftemangel ist das beherrschende Bildungsthema der medialen Berichterstattung und das nicht erst seit gestern.
Mit großer Spannung erwartete man im Frühling dieses Jahres, welche Lösungsansätze die Politik entwickelt hat, um der Problematik entgegenzuwirken. Die Antwort (Quereinstieg) kennen Sie bereits und sie ist ebenso enttäuschend wie irritierend. Wer vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung einzig auf Quereinstieg setzt, der beweist, dass er das Ausmaß der Problematik und deren Tragweite massiv unterschätzt. Er demonstriert damit aber auch seine Unkenntnis dessen, was wir Lehrerinnen und Lehrer tagtäglich leisten, bzw. seine Unkenntnis dessen, was die Schülerinnen und Schüler im Unterrichtsalltag brauchen!
Zu Beginn der Sommerferien ließ das MBK verlauten: „Alle nötigen Stellen werden besetzt. Der Bedarf an Schulen ist vollständig gedeckt und das Schuljahr 2024/25 organisiert“ (SZ vom 17.7.2024). Wir Lehrerinnen und Lehrer messen solchen Statements mittlerweile keine Bedeutung mehr bei. Nicht nur, weil sie mitunter von geringer Haltbarkeit sind, was das Personalisierungs-Chaos an den Grundschulen zu Beginn des letzten Schuljahres zeigte. Nicht nur, weil wir tagtäglich erleben, dass die Milchmädchenrechnung von den vollständig besetzten Planstellen an der Realität vorbei geht, weil es in allen Schulformen zu wenige Planstellen gibt, als dass wir Lehrerinnen und Lehrer den Herausforderungen der heutigen Zeit gerecht werden könnten. Die Seifenblase platzt schon, wenn wir uns anschauen, wie diese Planstellen letztendlich besetzt sind: Immer häufiger müssen Menschen ohne die entsprechende Qualifikation in die Bresche springen. In der Inklusion versuchen Gymnasial-, Gemeinschaftsschul- und Grundschullehrkräfte sowie Studierende den anspruchsvollen Bedarfen von Kindern mit besonderem und/oder sonderpädagogischem Förderbedarf gerecht zu werden. In der sog. mobilen „Lehrer*innen“-Reserve im Grundschulbereich findet man viele Studierende, aber kaum noch eine ausgebildete Grundschullehrkraft. Dies ist nicht im Sinne der Kollegien und Schulen und schon gar nicht im Sinne der Schülerinnen und Schüler. Dieser Zustand kann und darf nicht der Anspruch sein!
Die besorgniserregende Entwicklung in Sachen Lehrkräftemangel gilt es seitens der Politik endlich wahr- und ernstzunehmen. Wir brauchen nicht nur Quereinsteigende, wir brauchen vor allem gut ausgebildete Grundschul-, Förderschul- und Gemeinschaftsschullehrkräfte! Dazu muss die Attraktivität des Lehrberufs gesteigert werden, beispielsweise, indem man das Grundschullehramt endlich mit A 13 besoldet. Es muss Nachwuchsarbeit geleistet werden, beispielsweise durch die Einrichtung eines Studienganges für Sonderpädagogik an der Universität des Saarlandes. Dort muss auch die Anzahl der Studienplätze für Didaktik der Primarstufe aufgestockt werden. Es bedarf besserer Rahmenbedingungen an allen Schulformen, z. B. durch Reduzierung der Klassengrößen auf maximal 20 Schülerinnen und Schüler, auch an den Gemeinschaftsschulen!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Dauerbrennerthema Lehrkräftemangel und die damit verbundene angespannte Personalsituation an allen Schulformen wird uns auch im Schuljahr 2024/25 beschäftigen. Ferner stehen u. a. mit der neuen Gemeinschaftsschulverordnung sowie dem angekündigten Aus- bzw. Umbau der Förderzentren Themen von großer Tragweite auf der Agenda, die wir sorgfältig beobachten und in die wir uns einmischen müssen! Vor diesem Hintergrund bekommen die Hauptpersonalratswahlen im März 2025 noch einmal besondere Bedeutung, denn die aktuelle Situation zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, dass die Praxis geeint und mit starker Stimme mitspricht.
In diesem Sinne: Es gibt viel zu tun, mischen wir uns ein!
Ich wünsche Ihnen und uns allen einen guten Start ins neue Schuljahr.
Mit kollegialen Grüßen
Dominik Schwer
stellvertretender Landesvorsitzender
Mit kollegialen Grüßen
Dominik Schwer
stellvertretender Landesvorsitzender