Sorge um sinkendes Niveau an Saar-Schulen
Pressemitteilung vom 27.11.2023
Sorge um sinkendes Niveau an Saar-Schulen
Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) teilt die in der Presse zum Ausdruck gebrachte Sorge um das Niveau, insbesondere an den saarländischen Gemeinschaftsschulen.
Dies spiegelt sich in langjährigen Forderungen unseres Verbandes wider: Schulen müssen personell besser aufgestellt werden, um die Bedarfe der Schülerinnen du Schüler nur annähernd decken zu können. Leider wurden diese Forderungen immer wieder mit Verweis auf die prekäre Haushaltssituation abgeschmettert. Gleichwohl ist es auch ein gesamtgesellschaftliches Problem. Politik, Schule und Elternhaus müssen an einem Strang ziehen, um Fehlentwicklungen entgegenzusteuern. Dabei darf nicht zunehmend die Verantwortung für Bildung und Erziehung den außerfamiliären Institutionen übertragen werden. Elternhäuser müssen in allen gesellschaftlichen Schichten dazu angehalten werden, Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder zu übernehmen. Unterstützung von außen ist dabei dringend notwendig, reicht alleine aber nicht aus.
Elke Boudier, stellvertretende Vorsitzende des SLLV äußert sich verärgert:
„Die Politik muss endlich einsehen, dass es einer weiteren Aufstockung des Personals bedarf. Engagierte Lehrkräfte brennen aus, weil sie die Vielzahl der an sie herangetragenen Aufgaben nicht mehr bewältigen können. Inklusion und Migration kann unter den aktuellen Bedingungen nicht gelingen. In zu vielen Klassen haben über die Hälfte der Kinder einen besonderen Unterstützungsbedarf, angefangen bei Alphabetisierung und Schriftspracherwerb, auch in den weiterführenden Schulen, bis hin zur Lernbehinderung und sozial-emotionalen Störungen, um nur einige Punkte zu nennen. Die Einbindung multiprofessioneller Teams ist hierbei ein immer wiederkehrendes Schlagwort. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, solange aber die Unterstützung nur stundenweise erfolgen kann, bleibt es Augenwischerei, denn viele Schülerinnen und Schüler brauchen eine durchgängige 1:1 Betreuung. Auch die engagierte Förderschullehrkraft, die sich in den wenigen Stunden ihrer Anwesenheit, dann noch um weitere Kinder dankenswerterweise kümmert, kann dies nicht leisten.“
Elke Boudier kritisiert weiter:
„Die unterrichtsfremden Tätigkeiten nehmen im Schulmorgen einen immer größeren Raum ein. Das Elternhaus kann bzw. will oftmals keine Unterstützung geben. Wenn man weiß, dass sein Kind bis kurz vor dem Abschluss automatisch von einer Klassenstufe in die nächsthöhere versetzt wird, fördert dies weder bei Schülerinnen und Schülern noch den meisten Eltern die Einsicht, dass Defizite aufgearbeitet werden müssen.“
Der SLLV ist überzeugt von der Anstrengungsbereitschaft der Lehrkräfte, die fördern und fordern wollen. Dazu müssen allerdings die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Ausbildungsbetriebe beklagen die mangelnde Ausbildungsfähigkeit der jungen Erwachsenen, Universitäten die mangelnde Studierfähigkeit.
Gesellschaft und Staat müssen einsehen, dass es Anstrengungen und Veränderungen bei den Ansichten aller Beteiligten braucht. Ein „weiter so“ darf es nicht geben, aber zusätzliche Lernstandserhebungen sind ebenso wenig zielführend wie eine Beschränkung auf das Erlangen der geringsten Grundfertigkeiten. Das Geld, das jetzt nicht in die Bildung gesteckt wird, wird später potenziert ausgegeben, um Fachkräfte für die Wirtschaft mit den notwendigen Kompetenzen auszubilden.
Schulbildung muss auch Anstrengung beinhalten, damit die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen werden kann und nicht frustriert abgebrochen wird.
Einsatz muss sich auszahlen, ob in Schule, Ausbildung oder Studium.
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