LuSh – Ausgabe 12/2022 – Aus dem SLLV – Generalversammlung des Kreisverbandes Merzig-Wadern
Generalversammlung des Kreisverbandes Merzig-Wadern
Informationen zu aktuellen Themen der saarländischen Bildungspolitik und Berichte über die eigenen Aktivitäten standen auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes – Kreisverband Merzig-Wadern – im Hotel Römer in Merzig. Hierzu konnte der Kreisvorsitzende Jürgen „Thias“ Ehl neben vielen Mitgliedern als Gäste die stellvertretende Landesvorsitzende Michaela Günther und den Ehrenvorsitzenden Gerhard Berger begrüßen. Ehl übermittelte die Grüße der wegen Erkrankung verhinderten Landesvorsitzenden Lisa Brausch, die der Versammlung einen guten Verlauf wünsche. Nach der Totenehrung folgte der Bericht der stellvertretenden Landesvorsitzenden Günther über die Verbandsarbeit. Sie bezeichnete die Mitgliederzahlen als stabil und erklärte: „Es wird aber zunehmend schwieriger, neue Mitglieder zu werben, dies gilt auch für die aktive Mitarbeit im Verband.“ Dann wies sie auf den an den Grundschulen, die sowieso eng personalisiert seien, herrschenden Lehrermangel infolge eines hohen Krankenstandes und von Schwangerschaften hin. „Die mobile Lehrerreserve ist so weit verbraucht, die Stimmung vor Ort nicht gut und der Stress sehr hoch“, betonte sie. Seitens des Ministeriums werde gesagt, es sei kein Lehrermangel vorhanden. „Dies muss jedoch genannt werden. Wir lassen uns den Mund nicht verbieten und fordern, dass das Lehramt aktiv gestaltet werden muss. Weitere Abwanderungen können wir uns nicht leisten“, unterstrich die stellvertretende Landesvorsitzende. Als ebenfalls großes Thema sprach sie die Situation der Schulleitungen an, wo die Deputate minimal seien und Entlastungen gebraucht würden. Das Ministerium habe nicht viel Hoffnung gemacht und wolle Lehrpersonal von anderen Schulformen wegnehmen. Eingestellte Sprachförderungslehrkräfte hätten nur Vertretungsverträge erhalten. Es gebe nicht viel Unterschied von den Grundschulen zu den Förderschulen, wo auch nicht genug ausgebildete Lehrkräfte vorhanden sind. Nun habe man hierzu Überlegungen für einen eigenen Studiengang an der Uni. Als sehr, sehr traurig bezeichnete Günther den Haushaltsplanentwurf. 130 Stellen sollen demnach durch Abordnungen von den Förderschulen an die Gemeinschaftsschulen überführt werden. Die Förderschulen würden damit geschwächt. Bei den anstehenden Haushaltsberatungen werde man die nicht besetzten Referendarstellen an den Gemeinschaftsschulen, wo es auch Belastungen gibt, ansprechen. Bezüglich der Gewerkschaftsarbeit teilte die zweite Vorsitzende mit, dass man die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst verfolge. Sie schloss ihre Ausführungen mit den Worten: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ihr Kommen zeigt, dass Sie Interesse an der Verbandsarbeit haben.“ Dann nahm sie die Ehrung langjähriger Mitglieder (siehe Info) gemeinsam mit dem Kreisvorsitzenden Ehl vor. Dieser erstattete anschließend seinen ausführlichen Tätigkeitsbericht (siehe Info). Der von Schatzmeister Christian Mannese vorgetragene Kassenbericht wies geordnete Finanzen aus. Ihm wurden durch die Kassenprüfer Tobias Klein und Julian Drost eine gute Führung der Kassengeschäfte bestätigt. Beide wurden anschließend in ihrer Funktion bestätigt. Zur Landesdelegiertentagung werden Vertreter aus dem Vorstand entsandt. Unter dem Punkt „Verschiedenes“ betonte der Ehrenkreisvorsitzende, Rektor a. D. Gerhard Berger, dass die Verbandsarbeit in guten Händen liege. Er befand es als gut, die Abgeordneten aus dem Kreis gezielt anzusprechen und die Finger in die Wunden zu legen. Die als Gast anwesende stellvertretende Landesvorsitzende Günther sah dies als guten Hinweis, den sie mit in den Landesvorstand nehmen werde. Dem Schlusswort des Kreisvorsitzenden folgte ein geselliges Beisammensein.
Bericht des Kreisvorsitzenden
Wie der SLLV-Kreisvorsitzende Jürgen „Thias“ Ehl berichtete, fanden im Geschäftsjahr 2022 fünf Vorstandssitzungen, davon drei als Videokonferenz, statt. Hauptthemen waren die Coronapandemie und ihre Auswirkungen, der Lehrermangel an den Schulen und die Folgen für den Schulbetrieb sowie Freizeitangebote für die Mitglieder. So fand Anfang April in angenehmer Atmosphäre ein Osterfrühstück auf dem Dösterhof in Altland statt. Im Juni wurde eine Kanu-Tour auf der Sauer unternommen. Der Tag klang im Sekthaus Petgen aus. Mangels Interesses musste der Seniorennachmittag im Losheimer Seegarten-Bistro ausfallen. Im Rahmen der Verbandsarbeit wurden Kontakte zur Politik aufgenommen. Vorstandsvertreter trafen sich zu einem Informationsabend mit der bildungspolitischen Sprecherin der SPD, Martina Holzner. Dabei ging es um die drei Bereiche Gemeinschaftsschulen, Grundschulen und Förderschulen. Es sollte gesagt werden, wo der Schuh drückt. Beim Thema „Grundschulen“ wurde der Lehrer*innen-Mangel als wichtiger Punkt angesprochen. MdL Holzner wurde darauf hingewiesen, dass die Landesregierung endlich in die Pötte kommen und Ideen entwickeln müsse, wie sie dieses Problem beheben will. Die Senkung der Klassenteiler für Eingangsklassen der Grundschulen auf 25 wurde der Abgeordneten als positive Entscheidung des Ministeriums mit auf den Weg gegeben. Der Teiler müsste aber auf 21 Schülerinnen und Schüler vorgenommen werden. MdL Holzner befürwortete aufgrund eigener Feststellungen eines hohen Förderbedarfs selbst eine weitere Absenkung der Klassenteiler. Die Wichtigkeit des früheren Schulkindergartens wurde vom Vorstand unterstrichen, denn viele Kinder seien bei der Einschulung nicht schulreif und würden dadurch frustriert und traumatisiert. Der SLLV hält dessen Wiedereinführung für einen erforderlichen Schritt. Weitere wichtige Punkte waren die Entlastungen der Schulleiter*innen an den Grund- und Förderschulen durch eine Verbesserung der Arbeitssituation. Konrektor- und Schulsekretär(innen)stellen würden zur Entlastung der Schulleitungen beitragen. Als weiteres Anliegen wurde MdL Holzner die geplante Umverlagerung der Stellen im Haushalt aus dem Förderschul- in den Gemeinschaftsschulbereich mit auf den Weg gegeben. Hierdurch würde die Expertise der Förderschullehrkräfte verloren gehen und die Inklusion weiter geschwächt werden. „Wir werden wachsam bleiben und die Förderschullehrkräfte lautstark vertreten, denn Ideologie hat im Bildungsministerium zum Wohle der Kinder nichts zu suchen“, betonte Ehl und wies auf eine dringende Überprüfung und Anpassung der Inklusionsverordnung hin. Bezüglich des Förderschullehrermangels wurden konstruktive Vorschläge gefordert. Das Saarland habe keinen Lehrstuhl hierfür und die Gehälter in anderen Bundesländern seien besser. Weitere mit der Abgeordneten besprochene Punkte waren die Wiedereinführung von G9 an den Gymnasien und deren Auswirkungen auf die Gemeinschaftsschule, die dadurch deutlich an Attraktivität verliere. MdL Holzner plädierte dafür, die Vorteile und Stärken der Gemeinschaftsschulen mehr zu präsentieren. Der SLLV wies auf die deutlich höhere Stundenzahl in der Klasse 5 der GemS hin, was wiederum eine Benachteiligung bedeute. Ebenso wurde deutlich gemacht, dass sich Leistung wieder lohnen muss. „Wir haben versucht, mit der Landtagsabgeordneten Holzner alle brisanten Themen anzusprechen. Sie hat erkannt, dass die gewaltigste Herausforderung in der Schul- und Bildungspolitik der Lehrermangel ist. Wir müssen deutlich mehr junge Menschen für unseren Beruf begeistern. Ebenso sollte endlich den Lehrkräften, die täglich dem Personalmangel und den Erschwernissen durch die Coronapandemie mit hohem Engagement trotzen, die notwendige Wertschätzung entgegengebracht werden. Um die Attraktivität des Lehrerberufserufs zu steigern, muss man nicht hexen, sondern mehr Geld in die Hand nehmen und notwendige Maßnahmen umsetzen. Hierzu gehören unter anderem: endlich die Gehaltsstufe A 13 für alle Grundschullehrkräfte, bessere Arbeitsbedingungen, kleinere Klassen, mindestens 120 % Unterrichtsversorgung an allen Schulen, Anrechnungsstunden für die Wahrnehmung von Klassenleitungsaufgaben, Lehrkräfte für inklusiv unterrichtete Schüler*innen, die Vergrößerung und Einrichtung der Vertretungsreserve, multiprofessionelle Teams an allen Schulen, ein Studiengang für Sonderpädagogik an der Uni des Saarlandes, eine Reduzierung der Stunden, mehr Zeit für den Unterricht, deutlich weniger Aufwand für die Bürokratie sowie ein realitätsnaher, kritischer Blick auf die Umsetzung der Inklusion. Ehl betonte zum Schluss seines umfangreichen Berichtes: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir stehen täglich im Klassenzimmer und kennen deshalb im Gegensatz zu manchen, die im Bildungsministerium arbeiten, und zu unserer Ministerin die pädagogische Realität. Aufgrund unserer Arbeit übernehmen wir eine hohe gesellschaftliche Verantwortung, weshalb wir auch gehört werden müssen, wenn in der Trierer Straße in Saarbrücken über Schule und Bildung gesprochen wird.“
Zu Ehrung für langjährige Mitgliedschaft standen folgende Jubilare an:
Bianca Blum, Anke Britten, Claudia Falk, Monika Franzen, Nicole Graf, Andrea Heller, Stephanie Hilt, Kerstin Pluwak und Andrea Schreiber (25 Jahre), Norbert Enzweiler (40 Jahre), Hermann-Josef Dorbach, Hans-Adolf Lösch, Franz Herrmann und Peter Schneider (50 Jahre), Marliese Schorr (55 Jahre), Nikolaus Schon (60 Jahre), Lorenz Becker, Theobald Schäfer und Alfons Rupp (65 Jahre) und Viktor Heck (75 Jahre).