Gemeinsame Presseerklärung des Saarländischen Philologenverbandes, Verband Reale Bildung und SLLV: Lehrerverbände kritisieren Neuregelung der Schulsozialarbeit
Saarbrücken, den 17. Mai 2022
Lehrerverbände kritisieren Neuregelung der Schulsozialarbeit
Die Lehrerverbände Saarländischer Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV), Verband Reale Bildung (VRB) und Saarländischer Philologenverband (SPhV) kritisieren, dass die SPD-Fraktion ihren aus Vor-Corona-Zeiten stammenden Entwurf zur Neuregelung der Schulsozialarbeit praktisch unverändert in den Saarländischen Landtag einbringt. „Den bereits einmal gescheiterten Entwurf jetzt mit ihrer Mehrheit durchzudrücken, mag der Parteiseele guttun. Die SPD verpasst damit aber die Chance, die richtigen Lehren aus Corona im Bildungsbereich zu ziehen“, so Lisa Brausch, die Vorsitzende des SLLV. „Vielmehr wäre es wichtig, statt vorschneller Durchsetzung um jeden Preis den Austausch mit den Mitbestimmungsgremien zu suchen, wenn es um Mitbestimmungsrechte geht“.
Konkret bemängeln die Lehrerverbände, dass der Gesetzentwurf zwar Allgemeinplätze wie z.B. Stimmrechte regelt, aber konkrete Vorstellungen darüber, wie die Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen in der Praxis gestaltet werden soll, vermissen lässt. „Hier werden erneut die ohnehin schon völlig überlasteten Schulleiterinnen und Schulleiter in eine Pflicht genommen, für die eigentlich die Landesregierung verantwortlich ist“, erläuterte Karen Claassen den Standpunkt ihres Verbandes. Generell lasse die geplante Regelung den Bezug zur schulischen Praxis und zu der Situation während und nach Corona vermissen: „Anstatt hochfliegende Pläne für den sogenannten „Lebensort Schule“ zu referieren, wäre es viel wichtiger, zunächst einmal die elementaren Voraussetzungen wie z.B. fließend warmes Wasser in jedem Klassenraum zu schaffen“, so Karen Claassen weiter.
Einig sind sich die Lehrerverbände darüber, dass eine moderne, multiprofessionelle Unterstützung der Schulen nötig ist. Dazu sind je nach Schulart und Altersgruppe sehr unterschiedliche Herangehensweisen und auch sehr unterschiedlich qualifiziertes Personal nötig. Deshalb bemängeln die Lehrerverbände auch die einseitige Ausrichtung des SPD-Vorstoßes auf die Schulsozialarbeit. Damit wird den Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern alleine der Schwarze Peter für alle Probleme der Schülerinnen und Schüler zugeschoben.
Aus Sicht des SPhV hat die Corona-Pandemie auch gravierende organisatorische Defizite in der Kultusbürokratie offengelegt. „Seit langer Zeit schafft es das Ministerium kaum noch, Funktionsstellen an Gymnasien auch nur auszuschreiben; die Besetzungsverfahren dauern selbst in einfachsten Fällen sehr oft viele Jahre lang. Es ist nicht zu erkennen, wie die jetzt bereits überforderte Kultusbürokratie die neue Zuständigkeit im Bereich der Schulsozialarbeit bewältigen soll“, so Marcus Hahn, der Vorsitzende des SPhV.
Völlig unklar ist aus Sicht der Lehrerverbände auch, wie die Schulen die neu ins Schulordnungsgesetz aufzunehmende Aufgabe bewältigen sollen. „Bislang galt die feste Zusage an den Öffentlichen Dienst: Keine neue Aufgabe ohne neues Personal. Wenn nun den Schulen eine neue Aufgabe gegeben wird, ohne dass diese das dazu nötige Personal erhalten, stellt das einen Kurswechsel der Landesregierung dar, der sich klar gegen die Beschäftigten und Bediensteten richtet“, so Marcus Hahn weiter.