Pressemitteilung vom 11. Februar 2022: SLLV stellt fest: Gelingende Inklusion braucht bessere Bedingungen
Saarlouis, den 11.Februar 2022
Pressemitteilung
SLLV stellt fest: Gelingende Inklusion braucht bessere Bedingungen
„Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) hat schon unzählige Male formuliert, dass Inklusion an vielen Stellen an ihre Grenzen gerät. Hier sind an erster Stelle die unzureichende Personalisierung der Schulen mit Förderschullehrkräften, der stetig steigende Bedarf an Individualisierung und zusätzlicher Unterstützung der Kinder und Jugendlichen in allen Bereichen aber auch das mangelnde Raumangebot, das den Bedarfen der Inklusion an den allermeisten Schulstandorten nicht entspricht, zu nennen. In den vergangenen Jahren konnte hierzu keinerlei Verbesserung festgestellt werden. Man hält stur an der Inklusion fest, ohne die Bedingungen auf den Prüfstand zu stellen bzw. wissenschaftlich zu evaluieren“, ereifert sich Lisa Brausch, Vorsitzende des SLLV.
Grundsätzlich sieht der Verband in der Inklusion einen Zugewinn für die Schulgemeinschaften und die Gesellschaft. „Inklusive Beschulung ist nach unserer Auffassung aber nicht immer die beste Lösung für die einzelne Schülerin, den einzelnen Schüler. Nicht alle Kinder und Jugendlichen können in den allgemeinbildenden Schulen ihren Bedarfen entsprechend gefördert werden. Hier bieten Förderschulen zielgerichtetere Angebote in kleineren Lerngruppen, von denen die zu Fördernden viel intensiver profitieren können. So ist es z.B. an Förderschulen auch möglich therapeutische Maßnahmen durchzuführen mit bedarfsorientierten, außerunterrichtlichen Angeboten wie z.B. therapeutisches Reiten, Kochen, Werken etc.
Allgemeinbildende Schulen geraten bei der Inklusion immer häufiger an ihre Grenzen.
Lisa Brausch fordert: „Es müssen auf jeden Fall wieder in allen Fällen genormte, validierte Tests durchgeführt werden, um den Förderbedarf eindeutig, umfassend und nachvollziehbar zu ermitteln. Danach müssen die Lehrkräfte und Schulleitungen gemeinsam mit den Eltern entscheiden können, welcher schulische Weg für das jeweilige Kind der beste und effektivste ist. Es darf aber keinesfalls die alleinige Entscheidung der Eltern bleiben, ob ihr Kind inklusiv beschult wird oder besser an einer Förderschule lernen sollte. Hier muss auch die Expertise der Schulen Anwendung finden, damit eine Umschulung – vielleicht auch zum Schutz der restlichen Schulgemeinschaft – möglich sein kann.
Inklusion ist also noch immer eine „Baustelle“, die der Endabnahme nicht standhält.
Der SLLV befürwortet die Forderung nach Wiedereinführung der flächendeckenden Schulkindergärten. Immer mehr Kinder, gerade auch nach den letzten beiden Jahren in der Pandemie, sind unzureichend schulfähig. Zunehmend zeigen Schulneulinge große Lücken im Bereich Sprache, Motorik und Konzentration. Hier haben die Schulkindergärten in den Jahren ihres Bestehens großartige Arbeit geleistet. Die Förderung konnte niederschwellig ansetzen, Schulfrust schon in Klasse 1 wurde damit vorgebeugt.
Die flexible Schuleingangsphase kann die gezielte Förderung im Schulkindergarten nicht ersetzen und ist schließlich in den meisten Fällen irgendwann mit einem Versagen bzw. einem Klassenwechsel verbunden. Man hat dem Wiederholen nur einen anderen Namen gegeben.
„Dass nun auch noch der Vorkurs „Früh Deutsch lernen“ wegfällt, in dem sprachliche Barrieren schon vor Einschulung aufgefangen und abgebaut werden konnten, macht den Kindern, die häufig zusätzlich traumatisiert sind, den Einstieg in die Schule nicht leichter“, schließt Brausch.