Pressemitteilung vom 9. Juni 2021: SLLV fordert echtes Langzeit-Aufholprogramm
Saarlouis, den 09. Juni 2021
Pressemitteilung
SLLV fordert echtes Langzeit-Aufholprogramm
Der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) begrüßt den Beschluss des Ministerrates zur Umsetzung des Aufholprogrammes des Bundes, wodurch Defizite im Bereich des Lernens, aber auch im sozialen und emotionalen Bereich, ausgeglichen werden sollen.
„Dass 400 zusätzliche, jedoch befristete Stellen, geschaffen werden, ist ambivalent zu bewerten“, sagt Lisa Brausch, Vorsitzende des SLLV. „Im Bildungsministerium spricht man von einer Langzeitstrategie zur Aufarbeitung der Defizite. Durch die Schaffung nur befristeter Lehrerstellen gerät das angestrebte Langzeitkonzept, und ein solches brauchen die Schulen, ins Wanken, da den Kindern und Jugendlichen die Folgen der Pandemie noch lange nachhängen werden.“
Befristete Stellen werden oft mit noch nicht fertig ausgebildeten Lehramtsstudenten oder schulformfremden Lehrer*innen besetzt. Zudem ersetzt die sogenannte „Corona-Reserve“ häufig erkrankte oder schwangere Kolleginnen, die derzeit nicht mehr in Präsenz arbeiten dürfen. Von zusätzlichen Lehrkräften, die Förderung oder Doppelbesetzungen übernehmen, kann also keine Rede sein. Aber genau hier müsste nach Auffassung des Verbandes eine Langzeitstrategie bzw. ein nachhaltiges Förderprogramm ansetzen.
Deshalb fordert der SLLV, wirklich langfristig zu denken und zu handeln, indem die Bedingungen für ein gelingendes Lernen und Aufholen der Lernrückstände nachhaltig verbessert werden.
Dabei sieht der Verband in der Reduzierung des Klassenteilers eine grundlegende Voraussetzung. „Nur in kleinen Lerngruppen kann eine individuelle Förderung und damit das Aufholen von Lernrückständen gelingen“, erklärt die Landesvorsitzende. „Auf emotionaler Ebene benötigen Kinder und Jugendliche direkte Zuwendung und eine persönliche, stabile Vertrauensbeziehung, um sich wieder in der sozialen Gruppe zu stabilisieren.“ Das Lernen in kleinen Gruppen kommt nicht nur den schwächeren Kindern und Jugendlichen zugute, auch die starken können profitieren und umfassender gemäß ihrer Voraussetzungen gefördert werden.
Lisa Brausch stellt zudem fest, dass die zusätzlichen Stellen nur einen Teil des Aufholpaketes beinhalten. Gleichzeitig sollen auch externe Kräfte zur Förderung herangezogen werden. Hierzu müssen die Schulen eine sogenannte „Förderskizze“ – also ein Konzept erstellen, das die Bedarfe der einzelnen Standorte erhebt und spiegelt.
„Grundsätzlich ist die Anpassung der Förderung an die örtlichen Voraussetzungen, Gegebenheiten und Bedarfe ein guter und begrüßenswerter Ansatz“, stellt Brausch fest, „allerdings bedeutet es für die Schulleitungen eine enorme zusätzliche Belastung.“
Neben den hierzu nötigen Planungen für das kommende Schuljahr soll so ganz nebenbei in kurzer Zeit nun ein pädagogisch wertvolles Ferienprogramm mit außerschulischen Angeboten aus dem Boden gestampft werden, das passgenau auf den jeweiligen Standort zugeschnitten ist. Die Akteure müssen von den Schulen gefunden werden.
Lisa Brausch kritisiert: „Das ist zum jetzigen Zeitpunkt zusätzlich von den Schulen nicht leistbar. Zudem ist es wichtig, keinen vorschnellen Aktionismus zu fördern, sondern mit viel Bedacht und Fingerspitzengefühl zu versuchen, die richtigen Gruppen zu erreichen.“