Offener Brief des SLLV an die Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie Frau Monika Bachmann
Saarlouis, den 21.02.2021
OFFENER BRIEF – FRÜHERE CORONASCHUTZIMPFUNG FÜR LEHRKRÄFTE
Sehr geehrte Frau Ministerin,
der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) wendet sich mit der dringenden Bitte an Sie, dass Lehrkräfte bevorzugt eine Corona-Schutzimpfung erhalten.
Wie aus den Medien zu erfahren ist, will Bundesgesundheitsminister Spahn die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Grundschullehrerinnen und Erzieherinnen schneller geimpft werden. Sie sollen aus der dritten in die zweite Priorisierungsgruppe hochgestuft werden. Er wolle das zeitnah mit den Ländern besprechen und dann zügig die Impfverordnung ändern.
Der SLLV begrüßt diese Pläne außerordentlich und hält sie für dringend erforderlich, denn es besteht, vor allem wegen der steigenden Zahl der Corona-Mutationen, Grund zu großer Sorge, wenn zu Wochenbeginn zunächst die Grundschulen und Förderschulen wieder mit dem Präsenzunterricht beginnen werden. Auch wenn die Anzahl der Schüler durch einen Wechselunterricht verringert wird, besteht weiterhin ein hohes Risiko für alle, die in der Schule tätig sind. Lehrkräfte müssen sich in Situationen begeben, denen sich kaum jemand anders stellen muss: Sehr viele Haushalte befinden sich über mehrere Stunden zusammen in einem Raum – im Klassenraum.
Das Bildungsministerium regelt in Absprache mit Ihrem Haus den Gesundheitsschutz über den Musterhygieneplan. Die darin getroffenen Maßnahmen bieten nur bedingt einen Schutz vor einer Corona-Infektion und es zeigt sich, dass sich im Schulalltag nicht alle Maßnahmen konsequent umsetzen lassen. Gerade bei der Unterrichtung von jüngeren Kindern der Grundschulstufen kann der Abstand aus pädagogischen Gründen oftmals nicht eingehalten werden. Deshalb bestehen wir darauf, dass Grundschullehrkräfte so schnell wie möglich geimpft werden.
Darüber hinaus müssen auch Förderschullehrkräfte ebenso schnell geimpft werden! Leider werden sie in den öffentlichen Diskussionen überhaupt nicht erwähnt, obwohl auch die Förderschulen wieder mit dem Präsenzunterricht beginnen. Die Bedingungen an den Förderschulen und auch die Schwere der Behinderungen der Schüler sind vielen, auch einigen Verantwortlichen in den Ministerien, nicht bekannt. Insbesondere an den Förderschulen geistige sowie körperliche und motorische Entwicklung ist es bei vielen Schülern nicht möglich, den nötigen Abstand zu halten. Nicht nur bei der Pflege, sondern während des gesamten Schultages, während des Unterrichts und der Betreuung ist eine Körpernähe nicht zu vermeiden. Oftmals können Schüler auch keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Nicht nur für den eigenen Schutz, sondern auch aus Verantwortung den gesundheitlich stark belasteten Schülern gegenüber ist eine Impfung der Lehrkräfte dringend erforderlich.
Förderschullehrkräfte, die im Rahmen der Inklusion in Regelschulen eingesetzt sind, müssten ebenfalls durch eine Impfung geschützt werden, da sie aufgrund ihres Einsatzes in verschiedenen Lerngruppen und Schulstandorten zahlreiche unvermeidbare Kontakte haben.
Betroffen sind auch Lehrkräfte in den Gemeinschaftsschulen, die für die Betreuung jüngerer Schüler zuständig sind sowie Abschlussklassen unterrichten. Auch sie haben viele Kontakte, befinden sich im Schulalltag über viele Stunden in geschlossenen Räumen und sind somit einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
Wenn das Bildungsministerium seine Pläne umsetzt, den Präsenzunterricht in Kürze auf weitere Klassenstufen auszuweiten, müssen alle Lehrkräfte ein Impfangebot erhalten.
Sehr geehrte Frau Ministerin, sicher wissen Sie, dass Lehrkräfte in dieser nun schon ein Jahr andauernden Krise Enormes leisten, obwohl sie hohen Belastungen ausgesetzt sind. Wir bitten Sie dringend, den Gesundheitsschutz in den Fokus zu nehmen. Das geplante Angebot freiwilliger Testungen in Schulen ist nur ein kleiner Baustein, um das Risiko von Ansteckungen zu minimieren. Dieses Projekt befindet sich auch erst in den Anfängen und eine flächendeckende Umsetzung der Testangebote wird noch längere Zeit dauern. Den besten Schutz bieten Impfungen. Wir hoffen, dass Sie als Verantwortliche im Saarland dafür sorgen werden, dass alle Lehrkräfte schnellstmöglich geimpft werden können.
Durch eine zeitnahe Impfung der Lehrerinnen und Lehrer werden nicht nur diese, sondern die gesamte Gesellschaft entlastet.
Mit freundlichen Grüßen
Lisa Brausch, Landesvorsitzende