Gemeinsame Pressemitteilung der Lehrerverbände im dbb: Konzept des „Präsenzunterricht um jeden Preis“ krachend gescheitert
Saarbrücken, 13. Dezember 2020
Konzept des „Präsenzunterricht um jeden Preis“ krachend gescheitert
Mit scharfen Worten kritisieren die Lehrerverbände im dbb (Saarländischer Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV), Philologenverband (SPHV), Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen im Saarland (VLW), Verband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen im Saarland (VLBS), Verband reale Bildung Saarland (VRB)) die Corona-Maßnahmen der Landesregierung im Schulbereich. „Obwohl seit Langem absehbar war, dass Lüften alleine nicht ausreichen wird, um die Pandemie im Schulbereich einzudämmen, hat das Bildungsministerium starr am Präsenzunterricht festgehalten – und fährt in der letzten Woche vor den Weihnachtsferien mit Vollgas an die Wand“, so Simone Groh, die Vorsitzende des Bildungsausschuss des dbb-Saar.
Die jetzt ergriffenen Maßnahmen sind zweifellos alternativlos. Allerdings fehlt ein gut vorbereitetes und praktikables Konzept für den Übergang in eine flexiblere Handhabung des Unterrichts. Genau dieses Konzept forderten die Lehrerverbände im dbb (gut vorbereitetes Wechseln in den Distanzunterricht, standortbezogene individuelle Unterrichtsmodelle, Unterrichten mit Wahrung des erforderlichen Abstandes) jedoch bereits seit Oktober. Statt jedoch den Schulen die Möglichkeit zu geben, durch flexible und differenzierte Maßnahmen auf ihre jeweilige Situation zu reagieren und dabei auch Erfahrungen zu sammeln, wie sie am besten mit teilweisen Schließungen umgehen können, blieb das Ministerium bei seiner ignoranten Weigerung, sich überhaupt Gedanken zu machen. Das rächt sich jetzt.
Anstatt willkürlich einen Tag in der Mitte herauszugreifen, fordern die Lehrerverbände einen planvoll gestalteten Übergang. Dazu gehört, dass die Schüler in den ersten beiden Tagen der Woche mit Material zur Übung und zum Vertiefen ausgestattet und dann in zunächst um drei Tage nach vorne verlängerte Weihnachtsferien entlassen werden. Die verbleibenden Tage der Woche sollen die Lehrkräfte und die Schulleitungen dann dazu nutzen, diejenigen
Vorbereitungen zu treffen, die einen sauberen Neustart im Januar unter Pandemiebedingungen vorzubereiten. Auch die Schulleitungen benötigen eine solche Vorbereitung dringend, um Wechsel- oder Distanzunterricht für die Schüler nach Ende der Weihnachtsferien gut organisieren zu können.
Großes Unverständnis ruft bei den Lehrerverbänden auch die Kommunikation im Vorfeld der heute verkündeten Maßnahmen hervor. Als „völlig unpassend“ empfinden die Lehrkräfte, dass die Ministerin noch kurz vor Bekanntgabe der neuen Corona-Maßnahmen genau die Schulschließungen kategorisch abgelehnt hat, die sie nun selbst verordnet. Ebenso unverständlich bleibt die vorab bekannt gegebene Regelung, wonach auch die Lehrkräfte, die nicht in der Notbetreuung oder der Präsenzbeschulung eingesetzt sind, in der Schule anwesend sein sollen, obwohl ihre Schüler gar nicht vor Ort sind. An den meisten Schulstandorten verhindert die mangelhafte EDV-Ausstattung und Internetanbindung noch immer ein sinnvolles pädagogisches Handeln, so dass eine Distanzbeschulung aus der Schule heraus kaum möglich ist.
„Das ständige Hin und Her bei den Corona-Maßnahmen verunsichert Lehrkräfte, Schüler und Eltern gleichermaßen“, so Simone Groh weiter. Dazu trägt aus Sicht der dbb-Lehrerverbände außer der schlecht abgestimmten Kommunikation auch bei, dass elementare Fragen wie z.B. praktikable Rahmenbedingungen für die Distanz-Beschulung, praktikable Vorgaben für die Teilnahmefeststellung und die Leistungsbewertung und ein Konzept für den Ausgleich der Mehrarbeit für Lehrkräfte auch nach neun Monaten Pandemie immer noch ungeklärt sind.